… so klingt das Road Book eines Rallyfahrers, mit dem die Strecke genau beschrieben wird. Das hätten wir heute gut brauchen können. Scenic byways nennen sich Nebenstraßen, die landschaftlich interessant sind. Wir haben schon ein paar davon bereist (in Utah und Arizona). Hier, in der Gegend um den Yosemite National Park, gibt es den Scenic Byway 10 – Sierra Vista Scenic. Also los geht es. Kurvenreich ist etwas untertrieben, dafür eine richtig enge Straße. Erstes Ziel ist Nelder Grove, wo es einen Wanderweg zu Redwoods gibt. Der Parkplatz hat 6 Plätze und ist nie voll, perfekt. Und bald erkennen wir warum da niemand hinfährt, die Kurven schrecken die Leute sicher nicht ab. Doch bald endet der Asphalt und es geht über eine Schotterstraße, die einer Rally würdig wäre. Das sind gekennzeichnete Wege für ATV-Fahrer, die hier mit ihren 4-rädrigen Off-Road Rennern durch die Wälder pflügen. Zum Glück kommt uns keiner entgegen, aber den 4-Rad Antrieb brauchen wir auf jeden Fall. Mit einem normalen Mietwagen kommt man hier nicht weit.
Tief im Wald kommen wir zum Ausgangspunkt des Trails und …
Eine Alternative ist schnell gefunden, der Chimney Tree Trail, ein Stück weiter im Wald. Hier endet die Rally-Strecke und wird zu einer Off-Road Piste. Tiefe Löcher, kleine Bäche, Schrägfahrten und Bäume, die am Weg liegen. Untersetzungsgetriebe aktivieren und im Schleichgang weiter voran. Hier gibt es tief im Wald einen Campingplatz für Off-Roader, die auf ihren Fahrzeugen auch gleich ihre Gewehre mitführen. Der Byway führt in die Sierra und das dazugehörige Jagdgebiet. Wir parken auf einer Lichtung und starten auf den Trail (der vom lokalen Off-Road Club gepflegt wird).
Es durftet nach Pinien und Holzkohle, denn immer wieder stehen an- bis abgebrannte Bäume am Wegesrand. Zwischen all diesen Pinienarten stehen auch ein paar Redwoods, zum Teil vor Jahrzehnten umgeschnitten oder von Feuer versengt. Die Stümpfe sind mehr als mannshoch und glänzen silbrig im Sonnenlicht.
Schließlich errerichen wir den Namensgeber des Trails, den Chimney Tree. Er brannte von einer Seite, wurde vom Feuer ausgehöhlt und bildet einen Kamin, daher der Name. Man kann in den Baum hineingehen und 50 Meter nach oben in den Himmel blicken. Die Innenseite ist komplett verkohlt, wie ein riesiges Stück Holzkohle. Shou Sugi Ban im Großformat, fast wie unser Carport.
Der hohe Tanningehalt im Holz verhindert den Befall durch Pilze und der Baum kann auch in diesem Zustand problemlos Jahrhunderte weiterleben, wie ein Blick auf die andere Seite zeigt, als ob nichts passiert wäre.
Der Weg macht eine Schleife und bringt uns wieder zurück Richtung unseres Autos. Babsy findet ein paar Zapfen/Bockerl die unbedingt mit müssen. Na schauen wir, wie wir die in unserem Gepäck unterbringen, denn klein sind sie nicht gerade.
Wir kürzen den Weg etwas ab, aufgrund gemeinschaftlicher Fehlnavigation. Wer den ganzen Weg mit all den Off-Road Teilen fahren will, sollte sich sicherlich 6-8 Stunden Zeit nehmen. in der Nachbarortschaft von Oakhurst, wo unser Haus steht, ist heute lokales Rodeo. Da wir noch fast einen halben Tag übrigen haben, schauen wir uns das kurzentschlossen an.
Bullriding ist angesagt, 36 Durchgänge. Wir erleben den traditionellen Start einer Sportveranstaltung mit Gebet und Nationalhymne, Ehrung der Soldaten und Sammlung für die Familie eines kürzlich verstorbenen Sportlers. Yee-haw, es geht los.
Für bessere Bilder geht Arno aus dem Zuschauerbereich an den Rodeo Ground. Gleich neben einem Punkterichter platziert er sich direkt am Zaun. Sowohl der Bulle, als auch der Reiter bekommen Punkte für ihre Performance.
Als einer der Bullen ohne Reiter den Zaun entlang stürmt, wird der direkte Augenkontakt unbehaglich nah und Arno kann den Atem des Bullen spüren. Genug Fotos gemacht.
Nach einigem Springen und Bocken gehen die meisten Bullen freiwillig durch das offene Gatter zurück in den Corral. Wenn nicht, kommt ein Cowboy mit Pferd und Lasso zum Einsatz und fängt ihn ein. Beeindruckend mit welcher Präzision und Selbstsicherheit Pferd und Reiter agieren. Auch wenn der Bulle auf sie zustürmt, sie wissen was zu tun ist und weichen nicht zurück. Die Kommandos des Reiters an sein Pferd sind kaum zu erkennen, sie bilden eine Einheit.
So geht ein weiterer ereignisreicher Tag zu Ende, an dem wir die 5.000 km Grenze überschritten haben.