Wie beim Camping so üblich, sind wir früher munter als gedacht. Die Sonne lugt gearde über den Horizont, als wir uns landfein machen. Unser Plan für heute ist zuerst Richtung Süden und dann durch den Sequoia National Forest nach Westen zu fahren. Eigentlich ein Reisetag, um Meilen zu machen, bzw zum nächsten interessanten Punkt zu kommen, dem Sequoia National Park. Ja, National Forest und National Park sind ein Unterschied. Zu Beginn gibt sich die Straße wieder schnurgerade bis zum Horizont, doch das soll sich bald ändern.
Bald wird sie kurviger und es geht bergauf. Top Belag, enge Kurven. 🙂
Mit 2 Thermobechern Teh tarik (gezogener Tee aus Malaysia) wärmen wir uns im Auto nach der kühlen Nacht im Tipi auf, 6° Celsius waren es. Doch das Heißgetränk kann nur den ersten Hunger stillen und so stoppen wir am Isabella Lake für ein Frühstück. Also runter von der Straße und zur Reds Marina gefahren. Das ist nicht mehr als ein kleines Gebäude am Strand und ein altes Segelboot. 😉
Etwas abseits des ‚Trubels‘ finden wir einen Platz am Strand.
Auf der anderen Seite des Sees führt es uns in die Berge nach Westen. Es wird landschaftlich enger, die Kurven werden mehr.
Und nur 2 Kurven weiter beginnt eine schier endlose Serie an Begegnungen mit Tieren auf der Fahrbahn. Zwei White Tails (entsprechen etwa unseren Rehen/Hirschen) innerhalb von 300 Metern eröffnen den animalischen Reigen. Furchtlos, als unser V8 nur Meter an ihnen vorbeidonnert, bleiben sie ruhig stehen. Auch als wir bremsen um ein Bild zu schießen – ‚Mir wurscht‘.
Als wir den Grat des ersten Aufstieges überwinden ändert sich schlagartig der Bewuchs und die ersten Redwoods stehen vor uns, keine Riesen, aber Redwoods.
Endlose Kurven folgen, die Strecke ist gesamt etwa 30 Meilen lang und wenn wir sagen sie hat 1.000 Kurven, dann ist das wahrscheinlich noch zu wenig. Eine echte Trainingsstrecke fürs Kurvenfahren. Unser Sepp hat 8 Gänge, selten sind wir über den 2. Gang hinausgekommen. Zum Glück hält sich der Gegenverkehr sehr in Grenzen, mehr als 3 Autos waren es nicht.
Aber Kühe! Zwei Muttertiere mit ihren Kälbern stehen plötzlich auf der Fahrbahn, unbeeindruckt wie die White Tails stampfen sie über die Straße, grade daß sie uns nicht seitlich ins langsam rollende Auto gelaufen sind. Also, 2 White Tails und 4 Kühe bisher.
Und weiter Kurven, Kurven, Kurven …
Wie schnell sich die Vegetation ändert ist faszinierend, eben noch Redwoods, dann Föhren, gefolgt von Eichenwäldern und Buschwerk, ist es nun Gras- und Weideland. Mit Kurven. Und hier fangen die Eichkätzchen, Squirrels, Präriehunde etc an wie verrückt vor uns über die Straße zu rennen, unzählige! Mitten drin hätte sich fast eine Krähe in unsere Frontscheibe verirrt. Lauter Selbstmörder. Das Gute, alle haben überlebt, ein paar heftige Bremsungen waren schon dabei.
Wir kommen an großen Farmen mit Weiden und Gattern vorbei, als die Straße sich langsam Richtung Westen streckt und gerade wird.
Das Weideland macht dem Obst- und Gemüseanbau platz, als wir die Ebene des San Joaquin Valleys erreichen. Zuerst sind es Apfelbäume bis zum Horizont …
… dann folgen die Weintrauben, nicht für den Weinbau, sondern als Tafelobst. Unendliche Reihen und es ist gerade Hochsaison beim Lesen. Wieder sehen wir die Mobi-Klo Anhänger, hunderte Autos von den Erntehelfern, die sich mit Sonnenschirmen bei der Arbeit schützen.
Bei einer kleinen Pause halten wir hinter einem Sportplatz und schießen wieder ein Klischeebild, das wir alle aus Filmen kennen, die Rückseite einer Zuschauertribüne am Sportplatz der Schule, unter der heimlich geraucht wird, sich die Bösewichte der Schule treffen oder, oder, oder.
Der Tag endet nach einem kleinen Shoppingbesuch in einem Outlet in Tulare. Morgen geht es weiter in den Sequoia National Park mit den berühmten Redwoods, aber um einiges größer als die heutigen. Babsy schockiert mich gerade beim Schreiben mit dem Wetterbericht für morgen: Sonnenschein, soweit so gut und dazu 8° Celsius Tagesmaximum am Eingang und dann geht’s noch bergauf! Brrrr!