Wir verlassen unser Haus in Yucca Valley und das Thermometer zeigt schon 90° Fahrenheit, was 32° Celsius entspricht. Und viel kühler wird es heute den ganzen Tag nicht.
Eines wird uns heute den ganzen Tag begleiten, die Monotonie von leeren Straßen, die bis zum Horizont reichen. Die berühmte Weite des Landes gibt es tatsächlich, soweit das Auge reicht, nichts außer dieser einen Straße, in alle Richtungen. Kein Haus, kein Baum, einfach nichts außer Sand und Büschen.
Passend zur Landschaft wählen wir in unserem Satelittenradio einen Sender der uns für die nächsten Stunden begleiten wird …
Die Straßen sind gerade, alle 10 Meilen kommt eine Kurve und die wird zur Sicherheit mit Verkehrszeichen angekündigt, dann geht es wieder meilenweit geradeaus. Dafür gehen sie ständig auf und ab, in Form von sogenannten Dips (Wellen in der Fahrbahn). Zeitweise so tief und steil, daß es einem beim Durchfahren den Magen aushebt. Gefährlich werden sie beim (seltenen) Überholen, da der Gegenverkehr in ihnen verschwinden kann und plötzlich vor einem auftaucht.
Neben der Straße taucht eine Bahnlinie auf, einspurig. Da die Kids hier nichts für ihre Graffitis haben, nutzen sie die Steine am Bahndamm, um Zeichen zu setzen. Von Liebeserklärungen über politische Aussagen bis hin zur Selbstdarstellung. Und das über Meilen hinweg.
Wir fahren ostwärts bis zum Colorado River, um ihm flußaufwärts Richtung Bullhead City, Arizona, zu folgen. Etwas südlich des Parker Dams (diesmal mit P statt B) treffen wir auf den Fluß, der den ganzen Grand Canyon durchfließt. Wie ein grünes Band schlängelt er sich durch die Wüste. Entlang des Flusses gibt es unzählige Campingplätze voll von RVs (Wohnmobilen). Primär Wassersportler verbringen hier Zeit. Den Damm (ganz links im Bild) kann man mit dem Pkw überqueren, also los geht’s, verlassen wir Kalifornien.
Willkommen auf der anderen Seite, in Arizona, wo das Verschmutzen der Straße nur mehr die Hälfte kostet. Oberhalb des Dammes gibt es einen netten Platz für ein Picknick.
Wir nutzen de Gelegenheit für eine kleine Abkühlung in den Wassern des Colorados.
Weiter geht es durch Arizona, immer flussaufwärts. In Lake Havasu City findet man etwas, daß man hier definitiv nicht erwarten würde, die London Bridge, ja die echte. Eine Geschichte, wie sie nur in diesem Land möglich ist. Ein Millionär hat in London die alte London Bridge gekauft, sie nach Arizona bringen lassen und neu aufgebaut. Als Touristenattraktion. Detail dazu findet man hier. Weird!
Wir queren den Colorado erneut und sind nun in Nevada, der dritte Bundesstaat an einem Tag. Überraschung, auch hier gibt es endlose Weiten mit nur einer Straße.
Eine Straßensperre zwingt uns die Route zu ändern. Schauen wir, was es dort zu entdecken gibt.
Plötzlich sehen wir neben uns einen schier endlos langen Güterzug, gezogen von 6 Lokomotiven, der hinter einem Hügel hervorkommt. Kurz später stoppt uns eine Rail Road Crossing. Ding – ding – ding. Wieder ein Klischee, das wir von der Liste streichen können.
Wenn man den Blick von links nach rechts schweifen läßt, sieht man nur Zug, der in der Ferne immer kleiner wird.
Wildwechsel! Eine ewig lange Gerade und zum Glück kein Gegenverkehr, als wie aus dem Nichts eine Schildkröte über die Straße stürmt! Die sind schwer zu sehen, aber mit einem Ausweichmanöver ist ihr Leben gerettet. Nachdem wir den Colorado erneut überquert und somit wieder den Bundesstaats gewechselt haben, erreichen nach über 200 Meilen unser heutiges Ziel, Bullhead City, Arizona. Damit haben wir unsere ersten 1.000 Meilen heruntergespult. Das entspricht in etwa der Distanz Wien – spanische Grenze.