Stockfinster ist es noch, als der Wecker läutet. Wir wollen den Sonnenaufgang im Bryce Canyon erleben, also heißt es früh raus. Zu früh hat der Wercker geläutet, denn er hat nicht mitbekommen, daß wir über eine Zeitgrenze gefahren sind und sich somit um eine Stunde geirrt. Trotzdem los und die paar Meilen von unserem Quartier im Dunkeln über die Berge gefahren. Um diese Zeit, so gegen 6 Uhr 30 sitzt noch niemand am Eingang zum National Park und man kann einfach ohne Ticket durchfahren. Die Parks sind 24/7 geöffnet. Im Joshua Tree National Park wird aus diesem Grund auch bei der Ausfahrt das Ticket kontrolliert, hier nicht. An dieser Stelle ein großes Danke an Pezi und Ilse, die uns hier mit ihrer Jahreskarte ‚gesponsert‘ haben. Wenn man mehrere Parks besucht, ist die Jahreskarte definitiv die günstigere und schnellere Variante, einfach mit einem Ausweis herzeigen und man ist durch.
Die Wolken hängen tief über dem Canyon, die höchsten Spitzen verschwinden schon in denselben. Ein kalter Wind pfeift, es hat 41° Fahrenheit (um die 5° Celsius), aber wir lassen uns von der Wanderung nicht abhalten. Es ist wenig los, nur ein paar hartgesottene Fotografen harren, zum Teil in Winterkleidung aus, um die aufgehende Sonne über dem Canyon festhalten zu können. Leider haben sie umsonst gefroren, denn zu sehen ist nichts, die Sonne bleibt hinter den Wolken versteckt. Wir starten einen Rundweg, der uns hinunter in den Canyon bringen wird. Die erste Attraktion ist Thor’s Hammer, eine Felsformation (rechts im Bild), die an einen Hammer erinnert.
Unser Weg führt uns steil hinunter in den Canyon zu den Two Bridges und dann zur Wall Street. Beide Punkte liegen auf dem Rundweg, der ins Tal hinunter und wieder zurück auf den Rand des Canyons führt.
Ganz allein marschieren wir in die Tiefe, die Wenigen die da sind, warten wie gebannt auf die Sonne oder ersparen sich diesen Abstieg, denn es folgt ein ebenso beschwerlicher Aufstieg. Im Vergleich zum Grand Canyon beeindruckt uns der Anblick hier viel mehr. Wahrscheinlich auch deswegen, weil im Grand Canyon alles meilenweit entfernt ist, hier ist man mittendrin.
Die Wände gehen senkrecht nach oben und zeigen Spuren von Wasser, das die Felsen über die Jahrmillionen geformt hat.
Erst der halbe Abstieg ist erledigt, die Knie beginnen langsam zu ’schnackeln‘ und der Blick nach oben läßt uns klein erscheinen.
Wir erreichen die Two Bridges, die wie Brücken die beiden Wände eines kleinen Seitenarms miteinander verbinden (direkt über Babsys Kopf).
Noch sind wir nicht am tiefsten Punkt angekommen, aber es wird flacher.
Der schmale Schlauch weitet sich zu einem Talkessel, durch den ein kleiner Bach fließt, wenn genug Wasser vorhanden ist. Zur Zeit ist er ausgetrocknet. Der Blick nach oben zeigt die Hoodoos, schlanke Felssäulen. In diese Richtung geht es weiter und der Anstieg beginnt. Wir treffen auf die ersten Wanderer, die den Rundweg in die andere Richtung gestartet haben.
Der Weg führt an impossanten Türmen vorbei, als er beginnt steiler zu werden.
Die Schlucht wird wieder enger und enger …
… und geht in die Wall Street über. Wie in New Yorks Straßenschluchten fühlt man sich hier.
Immer mehr Besucher kommen uns entgegen und fragen, ob es auf der anderen Seite auch so steil ist wie hier – ja, definitiv.
Der Blick aus dem dunklen Canyon nach oben verspricht keinen einfachen Aufstieg. In Serpentinen windet sich der Pfad nach oben. Dort wo der Himmel beginnt ist noch nicht Schluß …
Die Wall Street ist von oben ein beeindruckender Anblick. Nur ein Bild im Hochformat kann die Straßenschlucht der Wall Street festhalten. Über uns hören wir den Sturm pfeifen.
Nach dem kleinen Tunnel ist es nicht mehr weit nach oben.
Und weiter fragen uns Leute, die am Schweiß auf unserer Stirn erkennen, daß wir von unten kommen, wie schwer der Weg ist und einige überlegen sich den Abstieg doch noch. Dazu muß man sagen, der Anteil an einheimischen Pensionisten ist hoch und Hut ab, wie fit die sind. Oben pfeift der Wind eiskalt und die Wolken kommen immer tiefer. Wir beschließen den Besuch zu beenden. Das bedeutet, heute kein Frühstück in der Natur. 🙁 Unsere Unterkunft ist ja nicht weit weg und so nutzen wir die Zeit fürs Wäschewaschen.
Das Wetter klart tatsächlich auf, der Sturm bleibt. Trotzdem beschließen wir einen ruhigen Nachmittag zu verbringen. Morgen geht es nach Las Vegas, das krasse Gegenprogramm zur bisherigen Reise. Die Sonne geht unter und Ruhe kehrt ein.