Stahl, Rost und Ruhe

Tucson verabschiedet sich von uns mit einem blühenden Palo Verde Baum, direkt an der Tankstelle, an der wir unsere Reise Richtung Westen starten. Die Rinde dieses Baumes bleibt ein Leben lang grün, was ihm auch den Namen gegeben hat, denn Verde steht für grün.

Es geht quer durch Arizona und auch heute sind es etliche Meilen, die uns von unserem Ziel trennen. So entscheiden wir uns wieder für die Interstate, zuerst die 10 und dann die 8.

Als wir die Interstate 8 erreichen baut sich vor uns eine Staubwolke auf und die Fahrzeuge werden langsamer. Ist das einer der Duststorms, vor denen immer wieder gewarnt wird? Das Foto zeigt nicht wirklich die tatsächliche Menge an Staub, die über die Fahrbahn zieht. Am linken Straßenrand entdecken wir die Ursache für all den Staub, eine Off-Road Strecke, die steil einen sandigen Hügel hinaufführt und etliche Fahrzeuge versuchen diesen zu bezwingen. Dabei wirbeln sie so viel Staub auf, dass die Sicht für uns beeinträchtigt ist. Glück gehabt, kein Staubsturm.

Wir erreichen Yuma, Arizona, eine Stadt direkt an der Grenze nach Kalifornien. Obwohl diese Stadt eher unspektakulär ist, haben wir doch eine ganze Liste an Dingen, die wir hier erledigen wollen.

Nummer eins, volltanken. Gleich hinter der Grenze kostet der Sprit fast 80% mehr.

Nummer zwei, auch uns mit Treibstoff versorgen. Dafür hat unsere Navigatorin einen Sandwichladen in der Stadt auserkoren.

JT Brother, eher als Hole in the Wall zu bezeichnen, einem unscheinbaren Lokal, dass aber wirklich gutes und lokales Essen anbietet. Dieses hier hat sich auf warme Sandwiches spezialisiert.

Babsy bekommt eine Variante eines Philly Steak Sandwiches. Steakscheiben mit Käse im Original, hier mit etwas mehr Gemüse, eine ausgezeichnete Wahl. Arno entscheidet sich für das vegetarische Karfiol Steak mit Chipotle Mayo, Avocado und sauer eingelegten roten Zwiebeln. Der Knaller! So gut, dass wir beschließen es morgen nachzukochen.

Nummer drei, gleich außerhalb von Yuma gibt es ein Testgelände der US Army.

Der Yuma Proving Ground (YPG) ist ein großes militärisches Testgelände der US-Armee in der Sonora-Wüste. Es umfasst eine Fläche von rund 3.400 Quadratkilometern und wird hauptsächlich zur Erprobung von Waffen, Munition, Fahrzeugen und anderen militärischen Technologien unter extremen Wüstenbedingungen genutzt.

Die Zufahrt flankieren zwei riesige Haubitzen, dahinter erreicht man das Besucherzentrum.

Hier gibt es etwas ganz besonderes, ein einmaliges Fahrzeug, das es nicht über die Testphase geschafft hat, den TC-497 Overland Train.

Der TC-497 Overland Train war ein experimentelles, radgetriebenes Fahrzeug, das in den 1950er und 1960er Jahren von der US Army entwickelt wurde. Es sollte als Geländetransportmittel in abgelegenen Gebieten ohne Straßeninfrastruktur dienen. Der Overland Train bestand aus einem riesigen, modularen Konvoi, bei dem mehrere Anhänger von einer zentralen Einheit gesteuert wurden. Er war mit einer Gasturbine ausgestattet und hatte eine Länge von 174 Metern, was ihn zu einem der längsten geländegängigen Fahrzeuge machte. Es war geplant den TC-497 später mit einem nuklearen Antrieb auszustatten.

Das Projekt wurde schließlich eingestellt, da Helikopter und schwere Lastflugzeuge eine bessere Lösung boten. Der TC-497 bleibt aber ein beeindruckendes Beispiel für das technische Streben nach Lösungen für extreme logistische Herausforderungen.

Für die Nerds unter euch gibt dieses Video einen tollen Überblick zu dem Fahrzeug.

Dieses Fahrzeug steht innerhalb der Militärbasis. Also haben wir vorab versucht, eine Genehmigung zu bekommen, um diese zu betreten und Bilder vom TC-497 zu machen. Für Ausländer ist das nicht so einfach, denn es gibt einige Anforderungen an Besucher, deren Erfüllung es zu beweisen gilt.

Leider war es uns nicht möglich diese Genehmigung zu bekommen, die PR-Abteilung der US Army war da nicht sehr kommunikativ. Dass wir an einem Samstag Nachmitag hier sind, hat wahrscheinlich auch nicht geholfen.

So bleibt uns nur die kleine Ausstellung außerhalb der Anlage. Die Sonne brennt erbarmungslos mit 39°C vom Himmel.

All diese Geräte wurden hier auf Herz und Nieren getestet. So auch der M47 Panzer, der in den 1960er Jahren auch im österreichischen Bundesheer seinen Dienst versah, mit einem Benzin-Verbrauch von 700 Liter auf 100 km. :-0

Auch Raketen gehören zum Repertoire.

Hier am West-Gate endet unser Ausflug zum Yuma Proving Ground, wir kommen leider nicht hinein.

So reiht sich der TC-497 in die Gruppe der Dinge ein, die wir leider nicht gesehen haben. Das Fahrzeug ist mit Big Horn Schafen und dem Erdäpfelmuseum in Idaho in guter Gesellschaft.

Wir erreichen Kalifornien. Wie mit einem Schnitt sieht man auf der Straße keine Pick-Ups mehr, die Anzahl der Teslas geht durch die Decke. Hier fährt man kleine Autos.

Nächstes Ziel ist der Anza-Borrego State Park in der Nähe von San Diego (in amerkanischen Maßstäben, es sind rund 90 Meilen). Hier gibt es tolle Wanderwege und (angeblich) Big Horn Schafe.

Leider haben wir zu wenig Zeit, um uns den Park wirklich anzusehen, aber es gibt etwas, dass man auch im Vorbeifahren sehen kann, die Metallskulpturen.

In Reminiszenz an die paläontologischen Funde in der Region gibt es Mammuts zu entdecken.

Auch die Wildpferde stehen in der Wüste.

Ein Rabe hockt in seinem Nest, überlebensgroß. Die Mammuts und Wildpferde waren to-scale. Das sind nur ein paar der Skulpturen, die man entdecken kann, wir haben einigen davon leider nicht gefunden.

Über die Berge verlassen wir den Park Richtung Westen.

Am Nachmittag erreichen wir die kleine Stadt Ramona, wo wir etwas außerhalb in den Bergen die letzten Tage dieser Reise verbringen werden.

Das Haus bietet uns Ruhe und Erholung am Ende des Trips. Kaum zu glauben, dass wir schon über drei Wochen hier sind.

Mit diesem Sonnenuntergang wünschen wir eine gute Nacht.