Roadtrip Südwesten der USA

Roswell New Mexico 1947

Los geht’s mit unserem Morgenprogramm in Santa Fe, es geht zum Bauernmarkt, der hier immer Samstags stattfindet. Poidl wartet in der Tiefgarage, während wir die Schienen der lokalen Eisenbahnlinie überqueren.

Die Bauern der Umgebung bieten ihre Waren feil. Ein mehr als krasser Unterschied zu der Gegend von Santa Fe, in der wir geschlafen haben. Wenn in der Gegend des Motels jemand am Boden saß, dann mit einer Meth-Pfeife in der Hand, hier ist es eine Mutter mittleren Alters, die ihren 5 jährigen säugt. Hippster, Hippies, Schnauzbärte, Batik-Shirts, lavendelgespülte naturgraue Haare, Banjospieler und Poeten mit mechanischen Schreibmaschinen, die Gedichte für Kunden schreiben. Im Gegensatz zu Latino-Motorrad Gangs mit kahlgeschorenen Köpfen, die dröhnend laute Mariachi-Musik spielen, während ein Autorennen stattfindet und die Obdachlosen ihr Hab und Gut in Einkaufswagen vorbei schieben.

An dem knusprigen Foccachia kommen wir natürlich nicht vorbei. Alles ist Bio, Öko, nachhaltig und Regenbogen.

Im Santa Fe Railyard Park gibt es nicht nur den Bauernmarkt, sondern auch etliche Museen für lokale Kunst und einen kleinen Bahnhof, …

… von dem aus Ausflugszüge losfahren, etwa zum mitternächtlichen Sterneschauen in den Bergen.

Aber auch ein in den USA seltener Personenzug kommt hier durch. Der Großteil der Züge transportieren Güter. Der Personenverkahr hat auf der Strecke auch immer Nachrang gegenüber den Güterzügen.

Wie überall im Land kann man sich beim Autokennzeichen zwischen vielen verschiedenen Designs entscheiden, in New Mexico gibt es zB eines mit Chillies.

Wir lassen Santa Fe endgültig hinter uns und fahren über den Highway 14, dem Turquoise Trail, in Richtung Albuquerque. Erst geht es eben dahin, bis wir das Hügelland erreichen und durch die Kurven schwingen.

Eine der Ortschaften auf der Strecke ist Madrid, einst bekannt für den Kohleabbau.

Heute ist das Dorf eine Künstlerkolonie mit kleinen Cafes und Galerien.

Wir sind nun ganz nahe an Albuquerque, der Hauptstadt von New Mexico. Diese Woche findet die Albuquerque International Balloon Fiesta statt, das größe Heißluftballon-Festival. Wir hatten gehofft unzählige Ballons am Himmel zu sehen, doch leider – nur blau.

Nun gut, dann widmen wir uns handfesteren Dingen, wie der Route 66, die hier wieder vor uns auftaucht. Also nach links abbiegen.

Wir fahren direkt neben der Interstate 40 her, die vor Jahrzehnten die alte Route 66 ersetzt hat. Somit verschwand sie aus dem Verzeichnis der amerikanischen Straßen und bald aus der Erinnerung der Leute.

Immer wieder versucht und das Navi auf die Interstate umzuleiten, aber wir bleiben hartnäckig der Motherroad treu. Zeitweise ist sie noch ein richtiger Highway und nicht nur eine kleine Nebenstraße.

Wir durchqueren Ortschaften, in denen noch Relikte aus der Blütezeit am Straßenrand zu finden sind.

Unzählige Tankstellen/Werkstätten, die schon vor Jahrzehnten einen neuen Verwendungszweck fanden, der jedoch auch schon wieder verblichen ist.

Igendwann zwingt uns der Straßenverlauf, als die Route 66  direkt zur Auffahrt wird, auf die Interstate.

Nach ein paar Meilen biegen wir auf den Highway 285 ab, der uns bis nach Roswell, NM begleiten wird.

Weit und breit nur steppenartige Ebene, keine Abzweigungen, keine Ortschaften, einfach nur Steppe. Kenner erinnern sich hier an Travniceks Reise nach Russland. 😉

Die Ruinen von landwirtschaftlichen Gebäuden zählen hier schon zu den Highlights.

Letzendlich erreichen wir Roswell, eine Kleinstadt, die 1947 schlagartig durch den UFO-Absturz bekannt wurde.

Dementsprechend sind auch die Willkommen-Schilder am Stadtrand gestaltet.

Doch nicht nur die, auch die Straßenlaternen sind designmäßig ganz auf der Alien-Welle.

Wir besuchen selbstredend das Internationale UFO Museum und den dazugehörigen Shop.

Auf der dort angebrachten Landkarte haben wir unseren orangenen Pin für das Burgenland gesetzt.

Selbst Mc Donalds, sonst bekannt für das konsequente Layout und Design seiner Restaurants, zeigt mit einem Augenzwinkern eine fliegende Untertasse. Weltweit einzigartig, sonst sehen sie alle so aus wie die rechte Hälfte.

Beim Bummeln durch die Kleinstadt kommen wir an einem aufgelassenen Geschäft vorbei, das uns an etwas erinnert …

An der Ortseinfahrt gibt es eine Autowerkstatt namens Jiffy Lube. In einem letzten Versuch sind wir dort stehen geblieben, haben unseren kaputten Reifen präsentiert und man glaubt es kaum, die haben unseren Reifen repariert, in 30 Minuten. Die Rechnung haben sie gleich digital an die Autovermietung geschickt. Was lange währt …

Poidl hat etwas bekommen und jetzt sind wir dran. Zum (frühen) Abendessen geht es zum Texas Roadhouse um Steak zu essen.

Alter Vater, da ist was los. In Amerika gibt es kein stundenlanges Herumsitzen im Lokal. Essen und schon kommt die Rechnung, der Tisch muss heute noch mehr verdienen.

20 Kellnerinnen mit geschätzen 100 Tischen, die pro Tag über 10 Stunden jeweils mindestens $1.500 bringen …

Wer möchte, kann sich sein Steak selbst auswählen.

Für uns gab es erst ein kleines Chili.

Gefolgt von einem New York Strip Steak (Beiried), traditional cut 12 oz. mit Beilagen. Der Hunger war zu groß, daher ist es schon angeschnitten. 😉

Am Tisch steht eine digitale Speisekarte, mit Spielen für Ungeduldige und der Möglichkeit gleich mit der Kreditkarte zu zahlen. Sehr convenient.

Unser letzter Weg führt uns zum Roswell Inn, mit Alien am Schild und vor der Tür, wo wir die günstigste Nacht der Reise verbringen.

Zimmer 11.

Morgen geht es weiter in den Big Bend Nationalpark an der texanisch-mexikanischen Grenze. Drei Tage werden wir dort ohne Internet, Telefon und Fernseher in der Wüste wohnen, nur analoge Aktivitäten und Abenteuer.

Somit wünschen wir für die nächsten Tage eine gute Nacht, wir berichten danach über unsere Erlebnisse.

Auf nach Texas

Die Sonne geht gerade auf, als wir Roswell in Richtung Texas verlassen. Heute haben wir ein paar mehr Meilen vor uns, also heißt es Aufbruch.

Wir verlassen die Kleinstadt über den Highway 285, auf dem wir schon gestern, in entgegengesetzter Richtung, in die Stadt gekommen sind.
Sonntag früh, dementsprechend sind die Straßen leer, nur selten treffen wir auf andere Frühaufsteher.

Die Dörfer entlang der Strecke wirken wie leergefegt, viele der Geschäfte, Firmen und Lokale sind verlassen und das nicht nur fürs Wochenende.

Noch sind wir in New Mexico, aber die ersten Vorboten auf Texas sind schon am Straßenrand zu erkennen. Immer wieder kommen wir an Ölbohrtürmen, Pumpen oder Firmen vorbei, die sich auf den Support der Petrochemie spezialisiert haben. In manchen Orten stinkt es so penetrant nach Rohöl und Raffinierie, dass wir die Fenster lieber zu lassen.

In der Ferne ist ein großes fliegendes, nein, eher schwebendes Objekt am Himmel auszumachen. Eine ganze zeitlang beobachten wir es. Was kann das sein? Für ein Flugzeug zu langsam, für einen Helikopter zu groß, auch kein Vogel. Roswell, das wir vor kurzem erst verlassen haben noch im Hinterkopf, läßt uns die Sache keine Ruhe.
Bei der nächsten Möglichkeit und das kann auf solchen Highways schon einmal 50 Meilen dauern, stoppen wir. In der Einfahrt zu einer Rinderweide holen wir den Feldstecher heraus, um mehr zu sehen. Das ist ein Luftschiff oder ein Blimp (ein Prallluftschiff ohne starre Stützkonstruktion). Was macht das hier im Nirgendwo? Im absoluten Nichts? Sicher nicht als touristische Attraktion. Zur geologischen Auswertung des Bodens? Das texanische Öl ist ja nicht mehr weit. Länger anstarren wird auch keine Antwort bringen, also geht es weiter.

Über den Highway 180 gelangen wir zum Carlsbad Caverns Nationalpark, der unser heutiger Zwischenstop sein wird. Dabei handelt es sich um die größte Tropfsteinhöhle der USA.

Auch bei dieser Attraktion muss man sich vorab für einen Zeitslot anmelden, vorgewarnt durch den Arches NP haben wir uns vorab informiert und unser Zeitfenster reserviert.

Wahlweise zu Fuss über Stiegen oder mit dem Aufzug kann man die 250 Meter abwärts bewältigen, wir entscheiden uns für die schnellere Variante, denn auf Schusters Rappen dauert es sonst einen gute Stunde länger, die Höhle zu erforschen.

13°C und 90% Luftfeuchtigkeit erwarten den Besucher, aber auch eine gigantisch große Höhle. Ein einziger Raum, der durch Verschiebungen in der Erdkruste entstanden ist, breite sich vor uns aus. Der Weg ist rollstuhlgerecht hergerichtet und es ist ziemlich dunkel, woran man sich erst gewöhnen muss. Bald schon geht es trittsicher voran.

Die Bilder können leider die volle Pracht der Tropfsteine nicht wiedergeben.

Gestalten und Gesichter tauchen aus dem Dunkeln auf. Flüstern ist angesagt, denn normal laut Gesprochenes wird über 400 Meter weit hörbar, hier unten gibt es keine Geheimnisse, so erklärt uns ein Ranger am Eingang.

Apropos Ranger, natürlich sind hier unten auch Nationalpark-Ranger. Ob ihnen allerdings jemand glaubt, dass sie ihren Job als Ranger verrichten ist eine andere Sache. Bleiche Haut zählt sonst nicht zu den Erkennungszeichen in diesem Job, eher ein sonnengegerbtes Gesicht und stramme Wadeln vom Wandern.

Auf dezent beleuchteten Schautafeln wird genau erklärt, wie die unterschiedlichen Formen zustandekommen.

Immer wieder sind kleine Wasserbecken zu erkennen, in denen sich die Farben des Regenbogens wiederfinden, obwohl es in dieser Welt sonst stockdunkel ist. Berühren ist verboten, ebenso das Mitbringen von Essen und Getränken, die einzige Ausnahme, eines Wasser, keine Zusatzstoffe. Diese könnten das sensible Gleichgewicht stören.

Spezielle Formationen wie der Löwenschwanz, das Feenland oder hier das Puppentheater haben Namen bekommen.
Im Shop haben sie mein Lieblingsbuch für Kinder, das in etlichen Nationalparks angeboten wird. 😉

Zurück auf der Straße geht es über den Highway 180 weiter Richtung Texas. In Texas ist alles größer, also darf man auf der gleichen Straße auch gleich schneller fahren.

Wir zweigen auf den Highway 54 ab. Ja, so ein Tag, an dem wir Meilen fressen bietet wenig interessante Ausblicke. 😉

Außentemperatur 34°C, so trocken, dass es in der Nase wehtut und dann plötzlich solche Ankündigungen am Straßenrand.

Bei starken Regenfällen kann es hier zu Flashfloods kommen, Sturzfluten, da der Boden die Wassermengen gar nicht aufnehmen kann, die in einem Gewitter niedergehen.
Wenn man ein sturer Texaner ist und trotzdem weiterfahren will, auch wenn ein Fluss die Straße quert? Dann gibt es ein Straßenschild, das einem anzeigt, wie tief die Flut ist. Hat man jetzt noch die Waattiefe seines Fahrzeuges im Kopf (oder auf der Hecktüre aufgeklebt, wie im Jeep – 3 Fuß),dann kann man auch weiterfahren.

Apropos ‚Everything Bigger in Texas‘.

Eine gewisse Schilderwut kann man den texanischen Beamten nicht absprechen. Selbst ein Mistkübel am Straßenrand wird eine Meile davor mit einem Schild angekündigt und das Fass selbst noch einmal, damit man es auch erkennt.

Man muss ihnen aber auch zugute halten, dass es selbst auf einem so verlassenen Highway wie dem Hwy 54, es Rastplätze gibt. In anderen Staaten, vor allem im Süden, haben wir oft auf 200 Meilen nicht einmal eine Möglichkeit gefunden stehen zu bleiben, ein einfacher Schotterplatz für ein Auto, nein. Also nutzen wir den texanischen Luxus und machen Pause.

Highway 90, in the middle of nowhere.

Begleitet von einem einsamen Schienenstrang.

Plötzlich ist es wieder da, wie aus dem Nichts taucht am Himmel vor uns der Blimp auf, direkt vor uns im blauen Himmel (etwa in der Mitte dieses Suchbildes). Gut 150 Meilen nach der ersten Sichtung.

Noch einmal wollen wir stoppen um ihn genauer anzusehen, der muss doch eine Markierung oder Kennzeichnung haben, die auf seine Verwendung hinweist. Luftschifffan Arno läßt das keine Ruhe. Navigatorin Babsy greift in die Sitztasche hinter sich und holt den Nikon Zuwezara heraus. Noch während der Suche nach einer Möglichkeit stehen zu bleiben, gibt sie die neuesten Erkenntnisse bekannt. Weiß, ohne Markierung und es kreist, sprich dreht sich im Wind hin und her, keine Antriebsgondeln zu sehen.
Endlich ein Schotterstreifen! Arno springt aus dem Auto Fernglas in der Hand und siehe da, er ist tethered, also er hängt an einer Leine. An seinem Rumpf eine auffällige Beule, wohl für Sensoren. Der Blick schwenkt nach unten, während er die aufregenden Neuigkeiten an die Navigatorin weitergibt. Und was ist da am unteren Ende der Leine? Eine Andockstation um den Blimp (soviel ist jetzt schon klar, keine Stützstruktur) zu landen. Und die steht gut umzäunt auf einem Gelände ohne erkennbare Firmenaufschrift. Na was das wohl ist? Die mexikanische Grenze nicht mehr weit …
Beim Weiterfahren sind Unmengen Verbotsschilder zu erkennen, alles Erdenkliche wird angedroht, Paragraphen werden genannt, für Analphabeten machen Symbole klar, dass man hier nicht erwünscht ist. Und ganz klein steht dort etwas von einer Radareinrichtung, ganz kein.

Bald ist es wieder vorbei mit Hightech und die verlassenen Ortschaften tauchen am Highway auf.

Wir erreichen die Kleinststadt Alpine, Texas mit dem einzigen Supermarkt weit und breit, der mehr als nur ein Greißler ist.
Für die Leser, die mit dem Periodensystem vertraut sind ,ein kleines Schmankerl aus dem Weinregal. 😉

Literweise Wasser und zucker-, sowie hopfenhaltige Getränke finden im Jeep ihren Platz, gemeinsam mit Lebensmitteln für den täglichen Gebrauch.
Doch der Aufregung nicht genug geht es zur letzten Tankstelle auf vieeele Meilen und wir wechseln den Highway auf den noch unbedeutenderen 118er.

Neben der Straße tauchen immer wieder Dust Devils auf, kleine Wirbelstürme, die den Sand der Wüste aufsaugen und schon nach ein paar Minuten wieder in sich zusammenfallen. Bisweilen können sie auch größer werden und länger aktiv sein. Zu Beginn sind sie noch spannend und wir weisen uns gegenseitig darauf hin, aber bald sind sie alltäglich und werden ignoriert.
Bis zu dem Zeitpunkt, wo einer nahe an die Straße herankommt, plötzlich nicht mehr zu sehen ist, da er auf der Fahrbahn ist und keinen Staub mehr aufwirbelt und wir nur Meter davon entfernt sind. Als er auf der anderen Seite des Highways ankommt und gerade wieder beginnt Dreck aufzusaugen und sichtbar zu werden spüren wir einen Ruck, der durchs Auto geht. Der hat uns erwischt, vorne rechts. Nichts passiert.

Am Weg nach Terlingua Ghosttown, dem Ort an dem wir die nächsten Tage verbringen werden kommen wir an einem Kontrollposten der Bordercontrol vorbei. Die Grenzkontrollen hält hier Autos aus Süden kommend auf, um illegale Einwanderer zu suchen. Wir wollen nach Süden, also gibt es für uns freie Fahrt.

Nach langen Stunden erreichen wir unser Häuschen in der Wüste.

Gleich um die Ecke ist das Out House. Zum Telefonieren ist es aber nicht da …

Sägespäne und eine kleine Schaufel liegen bereit.

Die Küche ist einfach eingerichtet, das Abwasser aus den Waschbecken fließt direkt in ein Beet vor dem Fenster mit ein paar Palmen. Hier wird Wasser nicht verschwendet.

Das Dach aus alten Blechen zusammengeschustert.

Der Garten etwas trocken, dafür mit einer Wahnsinns-Aussicht.

Das Bett bietet ganznächtlich Frischluft.

Somit geht für uns ein langer Reisetag zu Ende und es geht bald ins Bett, denn morgen heißt es früh aufstehen und da wir eine Zeitzone nach Osten gereist sind, um eine Stunde früher. Gute Nacht.

Bienvenidos a Mexico

So stellt man sich einen Sonnenaufgang in der Wüste vor.

Wir sind zu diesem Zeitpunkt schon seit über einer Stunde munter, denn heute geht es wieder aufs Wasser, mitten in der trockensten Gegend der USA.

Wir haben eine ganztägige Kanutour im Nationalpark Big Bend gebucht, die uns den Rio Grande entlang führen wird. Diesen Giganten von einem Fluss haben wir erst vor zwei Tagen überquert. Gut eine Stunde geht es mit den Kleinbussen samt Anhängern durch den Nationalpark, der seinen Namen übrigens von einer langen 90° Kurve des Rio Grande bekommen hat.

Kanus abladen, Paddel und PFDs (Personal Floating Device – Schwimmweste) ausfassen. Der Guide erklärt uns, dass es im Staat Texas ein Gesetzt gibt, demnach man unter 16 Jahren eine Schwimmweste tragen muss und als Erwachsener, wenn es Stromschnellen mit einem Namen auf der Route gibt. 😉 So ein Glück, die wir heute befahren sind alle namenlos. Also ersparen wir uns die zusätzlich wärmende Schicht. Das Risiko ist bei einer maximalen Wassertiefe von 120 cm kalkulierbar. Dann heißt es die schweren Boote jeweils zu zweit zum Rio Grande zu schleppen, etwa 400m durch den Sand. Gerade neun Uhr, schon über 30°.

Und dann stehen wir vor dem 500 Meter tiefen Santa Elena Canyon, aus dem uns der Rio Grande entgegen fließt. Gegen den mächtigen Strom des Rio Grande werden wir lospaddeln.

An manchen Stellen erreicht der Rio Grande eher die fünf cm Marke und so ziehen wir immer wieder die Kanus flussaufwärts.

Immer weiter geht es flussaufwärts, Schildkröten beobachten uns von ihren sonnigen Plätzen auf den Felsen am Rand des Flusses. Ein blauer Reiher fliegt immer wieder vor uns auf, um nur zehn Meter weiter wieder zu landen. Greifvögel kreisen majestätisch über uns. Plötzlich ist aus dem Canyon vor uns ein Donnern und Dröhnen zu hören. Ein Hubschrauber fliegt um die Biegung vor uns, auf halber Höhe in der Schlucht. In ein paar Tagen werden Teile des Parks für eine Beobachtungsmission und Jagd auf eine überhandnehmende Bergziegenart gesperrt. Der Helikopter fliegt die Strecken testweise ab, denn die Aoudad-Bergziegen können hier nur aus der Luft bejagt werden.

Der Rio Grande ist der Grenzfluss zwischen Mexico und den USA, per definitionem ist der jeweils tiefste Punkt des Flusses die Grenzlinie und die ändert sich im Jahresverlauf. Auf dieser Schotterfläche heißt es also ‚Bienvenido a Mexico‘, wir sind nun offiziell in Mexico.

Vor uns die Schmugglerhöhle, um die sich viele Geschichten ranken. Zum Größenvergleich, der Zugang ist über 50 Meter hoch.

Nach ein paar Stunden erreichen wir eine Schotterbank, auf der wir Mittagspause machen. Unser Guide Brandon verschwindet für etwa 15 Minuten und kommt dann von der mexikanischen Seite des Flusses zurück. Dort gibt es den Fern-Canyon, benannt nach dem Farn, der dort wächst. Er hat ausgekundschaftet, wie wir am besten dorthin kommen.

Wir paddeln auf die andere Seite des Flusses und ziehen die Kanus auf eine Sandbank. Hier warten wir erst durch den Schlamm am Ufer und schlagen uns danach durch das Schilfdickicht.

Dahinter erreichen wir den Zugang zu der kleinen Schlucht, vor der ein tiefes Schlammloch den Weg versperrt. Mit einem Kanu als Brücke kommen wir auf die andere Seite, von wo an es kletternd weitergeht. In der Mitte des Bildes, im orangenen T-Shirt ist Senor Cravallo, ein Mexikaner der mit seiner amerikanischen Ehefrau und seinen drei Kindern das tolle Erlebnis hat zum ersten Mal in seinem Leben in einem Nationalpark zu sein. Anders läßt sich sein ständiges Schreien, Pfeifen, Grölen, lautes Kommentieren von allem und jedem und ‚Echo‘ rufen nicht erklären.

Babsy und eine ältere Dame beschließen die Kletter- und Schlammtour nicht mitzumachen und warten hier. Ob das eine schlaue Entscheidung war? 😉

Über etliche Felsbrocken geht es nach hinten und es wird merklich kühler, der Canyon hat hier ein eigenes Mikroklima.

Arno hat die Chance eine ganz eigene Form eines Tropfsteins zu sehen. Quellwasser wäscht hier den Kalkstein aus und so wächst er aus der Wand wie eine Beule, statt Stalaktiten und -miten zu bilden. Durch die Feuchtigkeit hat sich Farn angesiedelt, der den Tropfstein überzieht.

Babsy hört inzwischen Geschichten über die Zeit als Lehrerin, denen sie sich nicht entziehen kann.

Durch eine Engstelle, genannt der Geburtskanal kriecht die Gruppe dem herabrinnenden Quellwasser entgegen. Arno spürt die angenehme Kühle des Wassers.

Babsy erfährt gerade, dass unser Guide Brandon der Sohn der älteren Dame ist und sie sich so sehr wünscht, dass er auch Lehrer wird und nicht seine Zeit hier in der Wüste verplempert.

Auf der nächsten Ebene angekommen bewundern die Canyonbegeher weitere Farne. Auch wenn sie von Fluten regelmäßig weggespült werde, kommen sie jedes Jahr wieder zurück.

Auch bei Babsy gibt es neues: Pilot, ihr Ehemann war Pilot und ist nun über 65 und darf daher nicht mehr fliegen. Damit er wenigsten ein bißchen mit dabei sein kann, hat er in der Pension einen Halbtagsjob auf einem kleinen Flughafen angenommen. Babsy rauschen langsam die Ohren.

Auch im Canyon wird es enger, eine weitere Kletterpassage steht bevor. Der Ehemann ist übrigens mit Arno im Fern-Canyon, sehr zum Missfallen seiner Frau, denn er hat Rückenschmerzen und sollte so etwas nicht tun.

Mit Schmerzen durch den Schlamm kriechen und über Felsen klettern, warum tut er das wohl, fragt sich Babsy.

Immer an der Wand lang, nicht abrutschen, sonst endet man in einem Tümpel mit dem sogenannten Texas Toebiter, einem großen Käfer mit Zangen, der einen ordentlich zwicken kann. Die letzte Phase des Aufstiegs hat begonnen.

Auch bei Babsy ist das Crescendo erreicht. Aus Österreich also! Ja, die geneigte Leserschaft weiß, was jetzt kommt. Sound of Music ist ja ein so toller Film …

Von all dem bekommt Arno nichts mit, er gibt Acht nicht auf den glitschigen Algen auszurutschen.

Bei ihrer Großtante haben sie damals gewohnt, die Familie Trapp, die Helden von Sound of Music. Und sie haben in der Ortschaft auch gesungen, mehrmals sogar. Babsy dröhnen die Ohren.

Arno macht sich mit der Canyon-Gruppe auf den Weg zurück zum Rio Grande, alle haben ob des Erlebten ein Lächeln im Gesicht.

Babsy hat Tinnitus.

Der Weg flussabwärts geht natürlich schneller, einige Stellen, die zuvor wegen der Strömung schwerer zu bewältigen waren, sind jetzt schnell überwunden. Ein paar Kurven haben es in sich. Zu guter Letzt zeigt der abendliche Wind, was er gemeinsam mit einem engen Canyoneingang so kann. Hört man auf zu paddeln geht es tatsächlich flussaufwärts, so stark bläst der kanalisierte Wind.

Nun noch die Kanus über den sandigen Boden zum Anhänger schleppen. Literweise rinnt das Wasser die Kehlen hinunter und auf der Rückfahrt ist es recht ruhig im Auto, alle sind erledigt. Nur wenige sehen die fünf Roadrunner (meep-meep), die vor uns über die Straße laufen.

Die Sonne geht unter, als wir erledigt bei unserem Häuschen ankommen.

Gute Nacht, liebe Leserschaft.

PS: Gute Nachrichten, das Dröhnen in Babsys Kopf hat sich nach dem ohnmachtsartigen Schlaf gegeben.