Kajaktour durch den Glen Canyon

Die Terrasse unseres kleinen Häuschens erstrahlt in der Morgensonne, als wir nicht mehr als ein Heißgetränk frühstücken.

Hinter dem Tiny House steht ein kleiner Granatapfelbaum.

Erst gestern sind wir über diesen Pass nach Page gefahren, heute geht es in die Gegenrichtung nach Lees Ferry, auf der anderen Seite des Colorado Rivers.

Die Straße zu unserem heutigen Ziel ist frisch geölt und dadurch rabenschwarz. Am Straßenrand steht ein Warnschild ‘Fresh Oil’. Es wird tatsächlich ein schweres, asphalthaltiges Öl auf alte Straßen aufgebracht, um Risse zu vermeiden bzw zu verschließen.

Gestern haben wir noch in den Glen Canyon hinunter geschaut, heute geht es auf dem Colorado River durch selbigen. Bei Lee’s Ferry warten dafür Kajaks auf uns. Benannt ist dieser Ort nach John Doyle Lee, der hier im 19. Jahrhundert eine Fähre betrieb. Dies ist die einzige Stelle auf hunderte Meilen, an der man von beiden Flusseiten an den Colorado River herankommt, um so eine Fähre zu betreiben. Diese Möglichkeit den Fluss zu queren gibt es heute nicht mehr, dafür etwas flussabwärts eine Brücke, die den Canyon überspannt.

Vor fünf Jahren waren wir schon einmal hier und damals hat Babsy festgelegt, dass wir beim nächsten Besuch hier Kajak fahren werden. Dieser Ort ist die Grenze zwischen Glen Canyon flussaufwärts und Grand Canyon flussabwärts. Wir haben uns gegen die 18-tägige Rafting Tour durch den Grand Canyon entschieden und werden nur einen Tag hier paddeln.

Um den Colorado hier befahren zu dürfen, müssen wir uns eine Bewilligung holen, besser gesagt ausfüllen und in den Kasten werfen.

Mit einem Motorboot werden wir flussaufwärts 24 km bis zur Staumauer gebracht und sind dann auf uns gestellt. Man kann diese Tour auch über zwei Tage machen, dann übernachtet man auf einer der vier Sandbänke im Freien. Sechs bis acht Stunden paddeln sind zu erwarten.

Es ist 09:30, als wir losfahren und der Canyon ist ob seiner Tiefe und den langen Schatten recht kühl. Das Wasser hat die Tempertur eines Gebirgsbaches, wir sind ja auch hoch oben. Der einzige, der darauf vorbereitet war, ist der Captain.

Nach 45 Minuten mit dem Motorboot erreichen wir die Staumauer, Zeit auszusteigen. Auf einem kleinen Sandstreifen werden wir abgesetzt und legen los. Die beiden anderen Pärchen beschließen, nicht die volle Strecke zu paddeln. Nachdem sie die Staumauer gesehen haben, werden sie etwa 8 km flussabwärts abgesetzt.

170 Meter ragen die Wände nach oben, der Himmel strahlt wie ein blaues Band über uns. Wir sind allein im Canyon. Die Stille wird nur manchmal vom Plätschern des Wassers oder dem Ruf eines Rabens durchbrochen, herrlich.

Am Ufer, das meist senkrecht nach oben geht, gibt es etliche Quellen, aus denen Wasser in den Fluss rinnt.

In den Innenkurven des Canyons lagert sich Sand und Geschiebe ab, auf dem man pausieren und an manchen Stellen sogar Campieren kann.

Einmal eng und schnell, dann wieder weit und langsam, so ändert sich der Colorado.

Nach einenthalb Stunden machen wir auf einer solchen Sandbank Pause und essen einen Sandwich. Die Temperatur ist bereits auf 32°C geklettert. An einigen Stellen kann man sich in den Schatten der Steilwände flüchten, meist brennt jedoch die Sonne auf uns nieder.

Mit der Zeit lernen wir den Fluss und seine Strömungen besser zu verstehen, was eine Menge Engerie spart. Die Beschaffenheit der Oberfläche, Tiefe, Farbe, Geruch und Temperatur des Wassers, sowie der Bewuchs geben Auskunft, wo man den Fluss für sich arbeiten lassen kann. An manchen Stellen steht das Wasser still oder fließt sogar gegen den Strom, das sollte man tunlichst meiden.

Auf den letzten 2 Meilen kommt ein Gegenwind auf und wir merken langsam, dass die Muskel genug haben.

Nach etwa 4:15 kommen die übermütigen Gradwohls wieder am Startpunkt an, vorgegeben waren 6 – 8 Stunden. Typisch, das werden wir in den nächsten Tagen sicher spüren. Ein wunderschönes Erlebnis mit viel Ruhe und Bewegung. In dieser Kulisse eine Stunde Stille, ohne ein anderes Kajak zu sehen oder hören, ist unbezahlbar.

Am Rückweg werfen wir noch einen Blick auf den wohl bekanntesten Teil des Glen Canyons, Horseshoe Bend. Durch diese hufeisenförmige Schlinge sind wir vor ein paar Stunden gepaddelt.

Schon vor unserer Abreise haben sich einige gefragt, wie wir einen so langen Trip mit so wenig Gepäck meistern, ganz einfach, heute ist Waschtag. 😉

Und dann werden wir heute sicher gut und tief schlafen.