Giganten, Prada und Pistazien

Es ist Zeit sich vom Big Bend National Park in Texas zu verabschieden. Nur zwei Minuten zu Fuß von unserem Haus gibt es diese Taco-Bude. Von Beginn an wollten wir am Abend einmal hierher spazieren. Am ersten Abend waren wir zu müde und dann hatte sie zu. Keine Tacos für uns. 🙁

Es gibt hier nur einen Weg hinaus, den Highway 118 über den wir auch hierher gekommen sind. Wir werden einen Großteil der Strecke, über die wir nach Texas gekommen sind auf den gleichen Straßen zurückfahren.

Wieder erreichen wir Alpine, TX und Babsy, wissend, dass es hier einen Supermarkt gibt, will nocheinmal dorthin. Und sie verläßt ihn mit Beute, einem Schinken-Ei Frühstücksburrito.

Zweimal werden wir an Kontrollstationen von der Border Control gestoppt und überprüft. Vom Reisepass bis hin zu Fragen zu unserem Aufenthalt, An- und Abreisedatum und unserem Visum. Wir sind zwar fremd in diesem Land, gehören aber nicht zur Zielgruppe des Grenzschutzes

Gleich hinter der Stadt Marfa stehen am Rand des Highways 90 ein paar Figuren. Sie sollen daran erinnern, dass Teile des James Dean Films ‘Giganten’ hier gedreht wurden, mitten im Nirgendwo.

Auch heute sehen wir den Blimp am blauen Himmel über uns und werden bei der Zufahrt kurz langsamer, um ein Bild davon zu schießen. Die Anlage gehört zur U.S. Customs and Border Protection. Die Anlage nennt sich Aerostat Radar.

Aber das ist nicht alles, was Marfa TX zu bieten hat. Hier gibt es direkt am Straßenrand auch einen Prada-Shop, den wir uns gleich angeschaut haben.

Es handelt sich um einen surrealeren Kunstort mitten im Nirgendwo. Etwa 40 Kilometer nordwestlich von Marfa, einer kleinen Wüstenstadt, steht dieses scheinbar echte Prada-Geschäft, das man nicht betreten kann. Die Installation wurde 2005 von den Künstlern Elmgreen & Dragset geschaffen und zeigt die ikonische Mode des Luxuslabels Prada hinter Glas. Umgeben von endloser Wüste und dem weiten Himmel von Westtexas wirkt die Boutique wie eine Fata Morgana – ein Statement zur Konsumkultur und Vergänglichkeit.

Sonst bietet uns die Straße nicht viel mehr aufregendes als Schwertransporte.

Wir erreichen am Nachmittag unser heutiges Tagesziel, Alamogordo in New Mexico. Hier gibt es die Holloman Airforce Base, den Whitesands Nationalpark, ein Raketentestgelände der US Armee und Pistazien. Also wollen wir uns um eins nach dem anderen kümmern.

Die erste Station ist die Mc Ginn’s Pistazienfarm, die sich rühmen kann, die größte Pistazie der Welt am Gelände zu haben, 16 Meter hoch.

Wir machen eine Führung durch die Plantage und erfahren so einiges über die Pistazienzucht hier in New Mexico und in Kalifornien. 95% der weltweit gehandelten Nüsse kommen aus diesen beiden Anbaugebieten.

Ursprünglich kommen diese Bäume, die weiblich oder männlich sein können, aus dem Nahen Osten. Die Bäume wollten jedoch hier nicht wachsen. Also ging die Universität von Kalifornien daran herauszufinden warum. Da der Boden hier lehmhaltig ist, was die Bäume aus ihrer Heimat nicht kennen, funktionierte der Anbau nicht. Lediglich eine Variante, die jedoch nur winzige Pistazien hervorbrachte, konnten sie an den Boden gewöhnen.

So wurde folgende Technik entwickelt, die einen ausreichenden Ertrag versprach. Erst wird ein Baum der Variante mit den kleinen Früchten angebaut und wächste so lange, bis die Äste etwa einen Meter vom Boden sind. Zu diesem Zeitpunkt ist der Stamm etwa 8-10 cm dick. Dieser wird nun auf Bodenhöhe abgeschnitten, ein Loch hinein gebohrt und ein Trieb einer ertragreicheren Sorte aufgepfroft. Mit Baumharz versiegelt versorgt nun der Wurzelballen, der dem lehmigen Boden Nährstoffe entziehen kann einen Baum, der reichlich Pistazien tragen wird. Wenn man am Bild genau hinsieht, erkennt man die anders strukturierte Rinde und wo aufgepfropft wurde.

Nach etwa 25 Jahren kann man dann zum ersten Mal ernten, etwa 25 – 50 kg pro Baum und das für die nächsten 400 Jahre.

Nach der Führung haben wir uns eine Portion Pistazieneis genehmigt. Für uns beide wahrscheinlich mehr, als wir davon in unserem bisherigen Leben genossen haben.

Natürlich haben wir auch den riesigen Shop besucht und die wildesten Varianten von Pistazien probiert, bis hin zu Essig und Dill.

Als wir uns auf machen um den White Sands Nationalpark zu besuchen, donnert ein startender Kampfjet über uns hinweg – die Holloman Airforce Base.

Der Nationalpark ist etwas besonderes, denn er ist von einem militärischen Raketentestgelände umgeben. Wenn die Armee ihre Waffentests durchführt und die Flugkörper über den Nationalpark hinweg feuert, dann ist dieser und der Highway 70, der durch das Gelände führt, etwa eine Stunde gesperrt. Dann kann es wieder ganz normal weitergehen.

Was White Sands auszeichnet ist ein schneeweißer Sand, der tatsächlich Gips ist. Erst führt noch eine Straße durch die Dünen.

Weiter im Park sind es nur mehr Pisten durch den Gips.

Man darf die Dünen betreten und dort auch den ganze Tag verbringen, kurz nach Sonnenuntergang wird der Park jedoch gesperrt.

Im Visitor Center kann man sich Rodeln ausborgen, um über die Abhänge zu rutschen. Eine derartig intensive Interaktion mit den Gelände kennen wir sonst nicht. Normalerweise darf man Wege nicht verlassen, hier ist das anders. Die Spuren von solchen Abfahrten sieht man hier überall.

Auch wir steigen in die Wanderschuhe und spazieren über die Dünen. Der Gips fühlt sich etwas gröber an als Sand.

Nicht nur hinterlassen wir Spuren im Gips, auch unsere Schatten zeichnen sich von der gleißend weißen Oberfläche ab. Ohne Sonnenbrille ist es für die Augen hier so unangenehm wie auf dem Schneefeld eines Gletschers.

Zwischen all den menschlichen Spuren findet man auch die von Bewohnern, die sich untertags wohl vor den Besuchern verstecken.

Unser heutiges Abendessen holen wir uns bei Chilis.

Hier kommen nur Klassiker auf den Tisch.

Wer braucht Mac and Cheese zu frittierten Hühnerfilets? Brrr.

Den Sonnenuntergang erleben wir heute am Parkplatz von Wallmart, als wir gerade unseren Einkauf abgeschlossen haben.

Und wieder müssen wir unseren Wecker stellen. Diesmal jedoch nicht, um rechtzeitig mit der Kanutour zu starten oder um der Sonne zu entkommen. Morgen haben wir ein Rendezvous mit einem Freund zum Frühstück. Wir wünschen eine gute Nacht.