USA South – Ein Roadtrip

Lost in the Ozarks

Gestern haben wir berichtet, dass unser Haus am Fluss steht, den Beweis sind wir noch schuldig. Heute Früh starten wir kurz nach Sonnenaufgang an den White River, weit ist es ja nicht. Nebel steht über dem Wasser, als wir das steinige Flussbett entlang wandern.

Es ist klar zu erkennen, wie reissend dieser kleine Fluss nach der Schneeschmelze ist, ganze Bäume liegen am Rand des Schotterfeldes und unser Haus steht nicht umsonst auf Stelzen.

Heute steht eine Tour durch die Wälder der Ozarks auf dem Plan, um ein paar Wasserfälle zu erwandern. Das wir diesmal im Frühling reisen sollte uns bei den Wassermengen entgegenkommen. Wir hatten bei unserern Reisen durch den (Nord)Westen der USA schon Fälle mit sehr wenig Wasser.

Das Wochenende ist vorbei und wir treffen so gut wie niemanden auf den Straßen. Nicht das am Samstag oder Sonntag viel mehr los wäre. 😉

Unterwegs machen wir eine kurze Pause in der Ortschaft Nail, an einer der wenigen Tankstellen in den Ozarks. Der Ort hat etwa so viele Einwohner wie der Name Buchstaben hat. Der Turm im Hintergund ist ein Wasserspeicher im Aufbau, die große Kugel am oberen Ende fehlt noch.

Bald wechseln wir auf eine Schotterstraße durch den Wald, wohl 80% der Straßen hier sind nicht asphaltiert.

Nach ein paar Meilen erreichen wir einen kleinen Parkplatz am ersten Wasserfall, dem Falling Water Falls.

Am kurzen Fußweg dorthin werden wir von unzähligen großen hellblauen und gelben Schmetterlingen umschwärmt.

Über große Felsbrocken, die im Flussbett liegen, klettern wir bis zur Mitte des Flusses. Der perfekte Ort für ein Picknick. Wir treffen auf ein älteres Ehepaar aus Michigan (hoch im Norden der USA, nahe der kanadischen Grenze) und plaudern mit ihnen ein wenig.

Im Sommer wird dieser Wasserfall mit seinem tiefen Becken zum Schwimmen genutzt und die Leute binden Hängematten zwischen die Bäume, um die Kühle des Flusses zu geniessen.

Wir fahren weiter in den Wald hinein, da ein Pick-up von dort gekommen ist, muss es da noch mehr geben. Wir erreichen nach einigen Meilen eine alte Betonbrücke aus dem Jahr 1934 und treffen hier auch wieder auf das Paar aus Michigan. Sie wissen leider auch nicht, wohin der Weg führt und sehen das wie wir – Probieren wir es aus, der Weg ist das Ziel. Wo die Insassen der beiden anderen Autos waren, konnten wir nicht feststellen.

Dank einem Hinweis unserer ‘Reisebegleiter’ finden wir einen Weg, um zu ein paar kleinen Stromschnellen zu kommen, also loswandern.

Wieder zurück beim Auto geht es weiter mit der Erkundung. Der Weg wird schlechter, teilweise liegen umgeknickte Bäume auf dem Schotterstraße, aber es gibt immer eine Möglichkeit daran vorbei zu kommen. Der Winter hat seine Spuren hinterlassen, tiefe Löcher und Risse machen das Vorankommen schwerer. An Furten geht es durch den Fluss. Wir sind schon lange mit 4-Rad Antrieb unterwegs. Mehrfach hüpft der Inhalt des Autos 20 cm in die Höhe, obwohl wir langsam unterwegs sind.

Plötzlich öffnet sich der Wald und eine Felskante taucht auf einer Lichtung auf. Doch gleich geht es wieder in den dichten Wald.

An einer Hangquerung hat das Schmelzwasser die halbe Straße in die Tiefe gerissen, der verbleibende Rest hängt nur mehr schräg vor uns. Da Reifenspuren darüber führen, ist es wohl befahrbar. Für ein Bild hatten wir keine Zeit, schnell drüber und weiter.

Der Weg ist weiter als gedacht, aber keine weiteren Anzeichen von Wasserfällen. Die Straße führt zeitweis am Fluss entlang, zeitweise geht es am Hang nach oben. Als wir uns schon überlegen wieder zurück zu fahren, taucht ein Schild auf, das auf einen Campingplatz hinweist. Das ist aber kein Zeltplatz im herkömmlichen Sinn, hierher kommt man nur mit wirklichen Off-Road Fahrzeugen. Ein paar Zelte sind zu sehen, schlammverschmierte Fahrzeuge stehen daneben. Von hier soll man auch Wasserfälle erreichen können. Wir suchen, können aber den Weg nicht finden.

Über die Brücke gegenüber vom Campingplatz geht es wohl wieder in die Zivilisation. Als wir den weiteren Weg begutachten kommt ein alter rostiger Pick-up den Weg herunter und gleich sehen wir, das wird kein einfaches Stück und wir müssen auch noch nach oben. Die beiden Männer in Tarnanzügenund Gewehren in der Rückscheibe grüßen uns und verschwinden über einen kleinen Weg im Wald. Der Gegenhang hat es in sich, große Felsbrocken, zwischen denen der Boden ausgewaschen ist. Also das Untersetzungsgetriebe zugeschalten und hinauf, spektakulär.

Wenn es hier den Campingplatz gibt, dann muss man auch zur einer asphaltierten Straße kommen. Wir hoffen uns nicht endgültig in dem Gewirr aus Wegen und Abzweigungen verfahren zu haben.

Dann endlich auf einem engen holprigen Stück ein erstes Anzeichen von Zivilisation, eine Stromleitung, deren Richtung wir folgen, zumindest solange sie sichtbar und verfolgbar ist.

Wir sind schon über zwei Stunden seit dem Wasserfall unterwegs. Für einen kurzen Moment haben wir Internetempfang am Handy und können über das Navi herausfinden, dass wir nur mehr 10 Meilen von der Ausfahrt entfernt sind. 8-0

Erste Häuser tauchen auf und geben uns Hoffnung. Und dann erreichen wir wirklich wieder eine Straße mit Namen und Fahrbahnbelag. Louis hat sich tapfer geschlagen und ist von oben bis unten voll Staub und Schlamm.

Es geht die Hügel immer höher hinauf, was sich auch am Bewuchs erkennen läßt, der Frühling ist hier noch eher am Anfang. Wir erreichen den höchsten Punkt und den Aussichtspunkt über den Grand Canyon von Arkansas.

Von hier kann man im Nordwesten bis nach Missouri sehen, den nächsten Bundesstaat, den wir in ein paar Tagen besuchen werden. Tief unten im Tal fließt der Buffalo River. Bei ihm handelt es sich um einen National River und somit genießt er besonderen Schutz, vor allem vor Verbauung und übermäßiger Nutzung. Es geht tief nach unten, aber entgehen lassen wir uns das nicht, also abwärts.

Unser Tank ist nur mehr halbvoll, der hohe Verbauch im Gelände hat uns etliche Gallonen gekostet. Ansonst können wir uns Louis’ Durst nicht beschweren, wir bewegen das riesige SUV mit etwa 9,2 Litern pro 100 km.

In der Ortschaft Jasper finden wir eine Tankstelle und beschließen gleich voll zu tanken, auch wenn der Sprit hier etwas teurer ist, wer weiß wann wir wieder eine Möglichkeit finden. Am heutigen Tag war keine mehr zu sehen, soviel sei gesagt. Bei einer Reise durch die Ozarks sollte man seine Resourcen immer im Auge behalten.

Wenn das Display an der Zapfsäule so aussieht, sollte man genau wissen, in welcher Reihenfolge welche Fragen gestellt werden (Kreditkarte, Code, Auswahl Treibstoffsorte, etc) 😉

Mit gefülltem Tank geht es zum Buffalo River, vorbei an beeindruckenden Felswänden.

 

Der perfekte Platz für unser traditionelles ‘Füsse im Wasser‘ Foto. Kalt, aber nicht eisig.

Nach einem ereignisreichen Tag kehren wir wieder zu unserem Haus zurück. Schon in den letzten Tagen hat Babsy sich die diversen Versionen von Aufsitzrasenmähern genauer angeschaut und den Zero Turn zu ihrem Favoriten auserkoren. Und genau so einer steht unter unserer Hütte. Der muss natürlich gleich getestet werden. 🙂

Morgen ist Ruhetag, aber zum Lesen wird es trotzdem etwas geben.

Eine kurze Pause

Heute gönnen wir uns einen Tag Pause, auch um ein bisschen house keeping zu erledigen. So wird heute Wäsche gewaschen, der Blog aktualisiert und unser Gepäck für die folgenden Tage vorbereitet. Solche mehrtägigen Aufenthalte planen wir immer so ein, dass wir ausreichend Ausflugsziele in der Umgebung haben, eine Waschmaschine und ein Trockner vor Ort (oder zumindest eine Wäscherei in der Nähe) ist. Damit haben wir etwa einmal pro Woche einen Tag Auszeit – Wochenende vom Urlaub. 😉

Wir bleiben in und um unser Haus im Auwald.

Weil wir schon Fragen zu unseren Bildern mit anderer Blickweise bekommen haben, ja, wir haben eine gaaanz lange Stange mitgenommen und binden unser Handy dran, um diese Blickwinkel zu erreichen. 😉

Nein, nicht wirklich, wir haben uns für diese Reise eine Drohne besorgt, um eben diese anderen Sichtweisen zu ermöglichen. Sie ist in Minuten einsatzbereit, transportabel und sehr leicht in der Handhabung. Bisher sind wir damit zufrieden, bei den Bildern ist noch Luft nach oben – wir lernen beim Bilder machen.

Arno kann in Ruhe zum Frühstück seinen Capt’n Crunch geniessen, diesmal die etwas wildere Version mit ‘Berries‘, dazu gibt es Milch aus dem Kanister.

Heute Abend wird es gastronomisch ansprechender, es wird Steak gebraten.

Morgen geht es weiter nach Missouri.

Der nördlichste Punkt und ein Abschied

Früh morgens geht es los, denn heute haben wir einen langen Reisetag durch drei Bundesstaaten vor uns.

Da wir tief in den Ozarks sind, haben wir viele Kurven vor uns, um sie Richtung Norden zu verlassen.

Noch einmal zeigt sich die Waldlandschaft von ihrer schönsten Seite.

Da wir die Hügel nicht hungrig verlassen wollen, begeben wir uns zum einzigen Lokal, das es hier gibt, das Oark Cafe, ja ohne z geschrieben.

Hier treffen sich die Männer der Umgebung zum Frühstück, bevor sie auf die Jagd oder auf die Weide gehen. Wir holen uns zwei Sandwiches und fahren weiter.

Wieder nehmen wir eine der klassischen Verbindungsstraßen der Ozarks, die 5261, sobald hier eine Straßenummer 4-stellig ist, wird es staubig.

Man glaubt es kaum, aber hier kommen einem große Trucks mit langen Anhängern entgegen, mit Affenzahn und Staubwolke. Babsy war kurzzeitig in einer Schockstarre, als er an uns vorbei gedonnert ist, daher kein Foto. 😉

Nach 10 Meilen Schotter erreichen wir die nächste größere Straße und bald danach einen Platz für ein Frühstück im Auto, denn draußen ist es ziemlich windig.

Es geht immer weiter nach unten, runter von den Hügeln.

Bald hat sich die Landschaft drastisch geändert und die Straße geht nur mehr gerade, langsam auf und ab, immer Richtung Norden.

Wir verlassen Arkansas und kommen nach Missouri.

Wir müssen einen kleinen Umweg in Kauf nehmen und fahren westlich von unserer Route ab zum Flughafen von Springfield, MO.

Es ist die Zeit des Abschieds gekommen. Über die letzten Tag hat sich bei Louis ein Problem mit dem Automatikgetriebe und dessen Kupplung so weit verschlimmert, dass wir die Mietwagenfirma angerufen haben und nun ein neues Auto bekommen. 1.087 Meilen hat er uns gute Dienste geleistet, aber leider …

Machs gut, Louis.

Springfield hat nur einen kleinen nationalen Flughafen, ein so großes Auto wie Louis haben sie leider nicht für uns. Also nehmen wir vorübergehend einen Mini Van, einen Chrysler Pacific. Er ist ein ganzes Stück kleiner, also wird er wohl Louischen heißen.

Er hat überraschen viel Platz und Unmengen an Fahrassistenten, die gleich deaktiviert werden. Mit Motorleistung kann er nicht überzeugen.

Wir treffen einen alten Bekannten, den wir schon vor einigen Jahren in Arizona besucht haben, die Route 66, genannt Motherroad. Hier ist bedeutend mehr von der Straße selbst erhalten, wir fahren längere Strecken neben der Interstate 44 her, die sie ersetzt hat. Sie ist hier weniger touristisch als in Californien und Arizona mit all den bunten alten Tankstellen, Diners und Shops. In Missouri ist sie Straße, nicht ein Themenpark.

Die alte Brücke am Devil Elbow, einer engen Schlinge des Big Piney Rivers, schauen wir uns genauer an.

Sie wurde 1923 errichtet und in den letzten Jahren wieder in Stand gesetzt.

Wir erreichen St. Louis und damit den nördlichsten Punkt unserer Reise. Auch diese Stadt hat einen Nationalpark im Stadtgebiet, den Gateway Arch Nationalpark, in dem das ‘Tor zum Westen‘ steht.

Der Bogen ist mit seinen 192 Metern Höhe größer, als wir ihn uns vorgestellt haben, beeindruckend.

Er wurde bereits 1947 vom Architekten Eero Saarinen entworfen, gebaut wurde er jedoch erst in den Jahren 1963 bis 1965.

Unsere letzte Etappe führt uns über den Mississppi in den Bundesstaat Illinois. Das Land ist flach und von Landwirtschaft geprägt.

Unser Tag endet nach fast 13 Stunden auf der Straße in Chester, Illinois, einer kleinen Stadt, in der man bei Tino’s Tacos ein günstiges und gutes mexikanisches Abendessen bekommt.

8.000 Einwohner und einen berühmten Sohn, den wir morgen besuchen.