USA South – Ein Roadtrip

Vom Weltraum über die Tankstelle bis in den Wald

Wir starten unseren ersten Reisetag im Space Center Houston. Unser Motel ist nur 5 Minuten mit den Auto entfernt.

Diese Einrichtung ist nicht nur ein Museum und eine Bildungseinrichtung, sondern auch eine aktive Ausbildungsstätte für Astronauten.

Unter der Decke der großen Halle hängt ein 1:1 Modell der Mondlandefähre Eagle. Überraschenderweise ist sie größer als gedacht. Die Falcon 9 Rakete, die vor dem Gebäude steht und schon zweimal im All war, ist wiederum kleiner als gedacht.

Auch das Mondmobil ist zu sehen, genauer gesagt, eine Kopie – das Original steht ja nach wie vor am Mond.

Am Freigelände steht die Boeing 747, die das Space Shuttle Huckepack transportiert hat, auf dem auch ein Modell des Shuttles selbst montiert ist. Von unten kann man die 24.000 Keramikplatten sehen, die das Shuttle vor der Hitze beim Wiedereintritt in die Erdatmosphäre abgeschirmt haben. Jede ist mit einer Seriennummer bedruckt, wodurch die genaue Position am Raumschiff bestimmt wird. Sowohl das Flugzeug, als auch das Shuttle kann man betreten und sich genauer ansehen.

Nächster Punkt unseres Besuches ist die Fahrt in das Control Center, von dem aus unzählige Weltraum- und Mondmissionen aus gesteuert wurden. Natürlich auch die wichtigste, die von Apollo 11 vom 16. bis 20. Juli 1969. Man gelangt mit einem kleinen Bummelzug dorthin. An der Einstiegsstelle versehen etliche riesige Ventilatoren ihren Dienst, ja, Texas ist heiß und schwül.

Der Kontrollraum wurde wieder in den Originalzustand versetzt, mit allen Details, wie er am Tag der ersten Mondlandung war. Sogar die Aschenbecher und Zigarettenstummel liegen auf den Kontrollpulten herum. In einer 15-minütigen Show bekommt man den Originalton und die Bildschirmanzeigen präsentiert. Enthalten sind die Landung, der erste Schritt auf den Mond und der Anruf von Präsident Nixon am Mond.

Klar, dass es hier auch einen Shop gibt, in dem man unzählige T-Shirts, Bücher und Stofftiere bekommt. Arno bedauert, dass er schon zu alt für einige der Objekte ist, speziell mit dem Raketenrucksack wäre er der Star im Kindergarten gewesen. Man kann übrigens auch Astonautennahrung kaufen.

Am frühen Nachmittag machen wir uns auf den Weg, um Houston zu verlassen, der Verkehr auf der Mautautobahn ist angenehm gering. Wenn man hier 10 Meilen schneller als erlaubt fährt, wird man noch zügig überholt.

Unser Ziel für das Mittagessen ist Buc-ee’s, eine texanische Institution. Diese Kette hat Autobahnraststätten, die wie alles hier in Texas, größer sind als im Rest der Welt. Das müssen wir uns ansehen. Die Niederlassung in Baytown, TX liegt am Weg, es gibt aber noch weitaus größere Standorte.

Hier gibt es nur 98 Zapfsäulen, bis zu 300 können es bei Buc-ee’s schon sein.

Das Innere erinnert mehr an ein Kaufhaus, als an einen Tankstellenshop. Campingausrüstung, Bekeidung, Deko für das zu Hause, Getränke, Gewürze, frisch gebrannte Mandeln, frisch getrocknetes Beef Jerky, Barbecue und und und.

Wir haben Glück und Buc-ee höchstpersönlich begegnet uns zwischen den Regalen.

Wir versorgen uns mit zwei Brisketburgern (Rinderbrust vom Grill), einem Pulled Pork Burger und Chips. Und Babsy staubt noch eine Kühltasche ab, nicht das wir keine von zu Hause bishier geschleppt hätten. Aber die musste sein.

Das ist übrigens ein Blick in den riesigen Kofferraum unseres Reisebegleiters. Ja, das ist eine 18-Packung-Chipsvariation von Wallmart in dem blauen Karton.

Noch ein kurzes Stück geht es auf der Interstate 10 weiter Richtung Osten. Diese Interstate werden wir am Ende unserer Reise noch einmal befahren, dann auf einem ganz besonderen Abschnitt.

Der Belag auf den Interstates hier in Texas ist furchtbar. Die Reifen, nicht nur unseres Autos, erzeugen ein hochfrequentes Pfeifen, ähnlich den Sirenen einer Stuka im Sturzflug. Brrrr!

Bald biegen wir Richtung Norden ab und fahren an der Grenze zwischen Texas und Louisiana entlang. Das entspricht schon eher den Straßen, die wir bevorzugen.

Die Straße ist als Fluchtroute vor einem herannahenden Hurrican gekennzeichnet. Im Fall des Falles wird der Pannenstreifen zu einer zweiten Fahrspur. Die Kennzeichnung gibt es natürlich nur auf der Fahrbahn, die vom Meer wegführt.

Über eine rostige alte Eisenbrücke geht es von Texas in den nächsten Bundesstaat …

Louisiana. Hier wird noch französisch gesprochen, zumindest in Teilen. So ist auch das Schild, das uns willkommen heißt, zweisprachig. Bon jour, Louisiana.

Einsame Straßen bringen uns weiter nach Norden. Die Wälder haben hier einen höheren Anteil an Laubgehölzen als in Texas.

Der Longleaf Trail ist eine Scenic Route und führt uns in einen großartigen Wald. Hier ist außer uns niemand.

Dieser Wald ist, im Gegensatz zu denen, die wir gerade durchquert haben, ein reiner Nadelwald.

Die Straße ist für amerikanische Verhältnisse sehr eng gebaut. Etliche Campingplätz sind am Wegesrand zu finden, jedoch hat die Saison wohl noch nicht begonnen.

Rund um uns zirpen die Grillen im Wald, als wir eine kleine Pause machen.

Am höchsten Punkt der Hügelkette gibt es einen kleinen Weg, dem wir entlang spazieren. Der Ausblick ist großartige, ein lauer Wind bläst sanft durch den Wald, die Grillen geben ihr Konzert und werden von Vögeln dabei begleitet.

Eine unglaublich friedliche Stimmung liegt in der Luft, ein Abend voll von Entspannung.

Wir wollen euch noch unseren diesmaligen Begleiter vorstellen, Louis.

Der Tag endet in Natchitoches (sprich Nack-a-tish).

Worauf wird man im Motel als Österreicher angesprochen? Eh klar, Sound of Music, ein Film mit dem wir immer verbunden werden, den die ganze Welt kennt, nur wir Österreicher nicht.

 

 

 

Durch Louisiana bis nach Arkansas

Die Nacht war regenreich, in der Früh ist alles triefend nass und der Himmel dicht mit Wolken verhangen. Es ist dunstig und drückend, in der Ferne das Horn eines Zuges zu hören. Im Wald hinter dem Motel sind wieder die Grillen zu hören.

Das Land ist weit und flach, die Straßen einsam. Wenn wir hier einem Auto oder einer Person am Straßenrand begegnen, werden wir mit einem Winken gegrüßt. Entweder sind sie hier alle so freundlich oder sie glauben, wir sind Einheimische, denn hierher verirrt sich sonst niemand.

Doch hier ist nicht alles schöne Landschaft und nette Leute, hier ist auch viel chemische und petrochemische Industrie zu finden.

Die Ortschaften sind klein, teilweise verfallen und ausgestorben. Oft leben die Leute in Baracken, die Gärten voll von Müll und Autowracks.

Eine Brücke durch ein Bayou ist wegen Überflutung gesperrt, also geht es einen anderen Weg weiter. Die Dame im Motel hat uns gestern gesagt, dass der Mississippi Hochwasser führt, da der Schnee im Norden schmilzt und die Flüsse ansteigen lässt.

Auf dem Bild kann man auch den braunen Straßenbelag erkennen, der hier in Louisiana oft zum Einsatz kommt. Den haben wir bisher in keinem anderen Bundesstaat gesehen.

Lange Geraden prägen die erste Hälfte des Tages, als wir Arkansas erreichen. In einigen Ortschaften ist heute yard sale, die Leute stellen alles, was sie zu verkaufen haben vor die Garage. Von alten Mopeds über Eiskästen bis hin zu Möbeln und Rasenmähern.

Gegen Mittag macht sich Hunger breit und so entscheiden wir uns in der kleinen Stadt Camden Andy’s Cafe aufzusuchen, ein sehr einfaches Lokal, in dem es Frittiertes in allerlei Form gibt.

Vor allem Catfish and Hushpuppies – Wels und gewürzte Panierbällchen. Sieht sehr einfach aus, schmeckt aber großartig. In solchen Buden, im Englischen Hole in the Wall Restaurant genannt, ein Loch in der Wand, bekommt man das wahre Essen, nicht in den großen Ketten.

Immer wieder geht es durch überflutete Wälder, vorbei an Sägewerken und Holzlastern. Die Holzindustrie ist sowohl in Louisiana, als auch hier in Arkansas ein wichtiger Industriezweig. Unzählige kleine Flüsse entwässern das Land, die von alten Eisenbrücken überspannt werden.

Das Land wird hügeliger, die Straßen kurviger, die Wälder reichen bis zum Horizont.

Unser heutiges Ziel ist die Stadt Hot Springs, bekannt für ihre Thermen. Sie hatte ihre Blütezeit in den 1920ern, als sich hier die Prominenten und das organisierte Verbrechen die Klinke in die Hand gaben.

Wir spazieren durch die Garvan Woodland Gardens, die im japanischen Stil angelegt sind. Vorbei an kleinen Wasserfällen …

… und Bonsai Bäumen …

… geht es über die Sonnen- und Vollmondbrücke weiter zur Brücke der schwebenden Wolken.

Blumen und Bäume aller Arten zieren den Wegesrand.

Im Garden of Southern Inspiration werden wir schnell wieder in die Realität zurück geholt, das hier ist zwar nicht Bear Country, wie der Nordwesten, aber es ist Snake Country. Hier gibt es Schlangen aller Arten und da wir mit den lokalen Reptilien nicht wirklich bewandert sind, gelten sie für uns alle als gefährlich. Daher gilt, immer mit langen Hosen und stabilen Schuhen unterwegs sein.

Das war wohl eine Black Rat Snake, wie wir recherchiert haben, eine Würgeschlange, also Entwarnung.

Wir checken in unser heutiges Motel ein, das vom Hauskater Luther geführt wird. Er inspiziert alle Gäste und passt auf, dass alles in Ordnung ist.

Von den Quellen Hot Springs bis in die Wälder der Ozarks

Früh starten wir in den neuen Tag, heute gibt es das Frühstück außer Haus. Von unserem Motel im Stil der 1960er Jahre spazieren wir stadteinwärts.

Gleich auf der anderen Starßenseite gibt es ein Eis- und Burgergeschäft. Doch leider hat es geschlossen, als wir in Hot Springs sind. Eigentlich wollten wir gestern Abend noch ein Gute-nacht-Eis holen, aber leider …

Vorbei an einem Schnapshändler mit Drive-in geht es durch eine ausgestorbene Stadt. Hot Spring besteht de facto nur aus einem kleinen touristischem Kern, der Rest verfällt seit den 70er Jahren. Nur Ruinen und leerstehende Gebäude.

Die einst so berühmten Hotel stehen leer, sind nur noch rissige Hüllen.

Doch da, wo der Stadtkern mit den Thermen beginnt, gibt es auch wieder Leben. In einem hippen Cafe holen wir uns einen getoasteten Bagel und ein Cuban Panini.

Nur ein paar Schritte weiter beginnt eine Besonderheit dieser Stadt, hier gibt es einen National Park in der Stadt. Diese Reise führt uns in weniger Nationalparks als normalerweise, dafür sind es außergewöhnliche.

Die heißen Quellen, von denen der Ort auch seinen Namen hat, waren es wert zu einem Nationalpark zu werden. Sie entspringen in einem Park, der hinter den alten Thermen liegt. Wir spazieren hinauf und finden eine schönen Platz für unser Frühstück.

Es geht vorbei an den dampfenden Quellen, die hier und da von den Felsen sprudeln. Auf der Grand Promenade geniessen wir die Morgensonne, bevor wir uns auf die Hauptstraße begeben.

In den 1920ern hatten die Badehäuser wie das Lamar ihre große Zeit.

Die Reichen und Schönen strömten in das Ozark und die benachbarten Etablisments, die Erholung versprachen. Fünf Thermen stehen hier Seite an Seite. Heute ist nur mehr eine in Betrieb, die restlichen haben andere Verwendungszwecke gefunden, wie Lokale oder ein Museum.

Weiter geht es Richtung Norden. Wir queren den Red River, den wir später bei seiner Einmündung in den Mississippi wieder sehen werden.

Wir verlassen die urbane Landschaft und begeben uns in die Ozarks, eine hügelige Waldlandschaft, landwirtschaftlich geprägt und bei Aussenseitern sehr beliebt. Sie leben hier abgeschieden vom Staat und dem Rest der Welt. Geländefahrzeuge, Menschen in Tarnanzügen und Häuser tief in den Wäldern, nur über Schotterwege erreichbar, so präsentiert sich das Hügelland.

Die Straßen werden enger, die Wälder dichter.

Wir beziehen für drei Nächte ein Haus direkt am White River. Doch erst, nachdem wir ausreichend Vorräte besorgt haben, denn in den Ozark gibt es wenig Infrastruktur.

Ein weiterer Tag voll von Eindrücken geht mit dem Sonnenuntergang zu Ende und endlich können wir wieder selbst etwas kochen.