Der Plan für heute, ab nach Memphis. Zum einen wollen wir dort morgen Graceland besuchen und zum anderen haben wir heute noch einen Termin mit unserem Autovermieter, um wieder ein großes Auto zu bekommen.
Und kaum haben wir den Plan gefasst, wird er auch schon geändert. Wir beschliessen kurzfristig ein Zwischenziel oder mehr einen kleinen Umweg in Kauf zu nehmen, um etwas Neues zu lernen. Es geht nach Lynchburg, Tennessee. Wer jetzt schon unser Ziel kennt, Hut ab, genau auf’s Etikett geschaut.
Wir haben die erste Führung des Tages gebucht und Nashville schläft noch tief, als wir losfahren, die Interstates sind frei. Aus diesem Grund sind wir auch die ersten am Parkplatz. 😉
Hier sind sogar die Warnschilder im Markendesign …
Wir nutzen die Zeit, um in der Morgensonne etwas zu entspannen und testen die Sessel aus Whiskeyfässern.
Ja, wir sind in der Destillerie von Jack Daniel in Lynchburg, Tennessee.
Jack Daniel produziert hier seit 1866 Tennessee Whiskey, keinen Burbon. Der Unterschied liegt darin, dass der Brand mit Holzkohle gefiltert wird und sich dann Tennessee Whiskey nennen darf.
Eben diese Holzkohle wird hier täglich hergestellt. Die beiden Herrn, die das erledigen, machen das seit 20 Jahren. Wer also in den letzten zwei Dekaden einen Jack Daniel’s Whiskey getrunken hat, er wurde durch Kohle gefiltert, die von diesen beiden Mitarbeitern hergestellt wurde.
Der Grund, warum Jack Daniel sich hier mit seiner Destille angesiedelt hat, war das gute Wasser, das hier aus einer über eine Meile langen Höhle kommt. Es hat sich den Weg durch den Kalkstein gebahnt und dabei Mineralien wie Kalzium und Magnesium aufgenommen. Eisen wurde ausgefiltert, was sehr wichtig für den Geschmack ist. Gutes Wasser gibt guten Whiskey. Bis heute wird die Quelle genutzt und jeder Liter Jack Daniel’s wird hier hergestellt.
Wir besichtigen die Mühle, wo Mais, Roggen und Gerstenmalz gemahlen werden, die Maischbottiche und die Destillen. Alles ist in einem Gebäude untergebracht.
Von hier gelangt der 70%ige Brand zu den Filtern, zwei Stockwerke hohe Bottiche voll mit klein gemahlener Holzkohle. Der Brand tropft auf die Oberfläche und sickert dann über Tage bis nach unten. Wegen der Explosionsgefahr sind Kameras in den Produktionsgebäuden verboten.
Nun wird der noch klare Brand in gebrannte Fässer aus Weißeiche gefüllt. Durch das Toasten mit Feuer ist die Innenseite verkohlt und der Zucker im Holz karamelisiert. Über die Lagerzeit ziehen Farbe und Geschmack aus dem Holz in den Brand. Jedes Fass wird nur einmal verwendet.
Nun lagern die Fässer über mehrere Jahre, bis sie in Flaschen abgefüllt und in alle Welt versendet werden.
Eine Besonderheit zum Schluss, die Destille steht seit der Prohibition in einem Dry County, hier gibt es keine Bars und keinen Alkohol zu kaufen. Aufgrund eines Sondergesetzes darf der Whiskey hier trotzdem gebrannt werden.
Auf den Bäumen und Büschen wächst ein schwarzer Pilz, der die Rinde überzieht. Er kommt hier natürlich vor und gedeiht in der Wärme, Luftfeuchtigkeit und dem Ethanoldampf in der Luft exzellent. Früher haben die Schwarzbrenner nach dem Winter so ihre versteckten alten Brennplätze im Wald wieder gefunden, der Pilz war rund um ihre Destille eindeutig zu erkennen. Er hat keine negative Auswirkung auf die Pflanzen. Am Gelände stehen uralte Bäume, die den Pilz seit über hundert Jahren tragen.
Im General Store in Lynchburg besorgen wir noch ein paar T-Shirts und andere Andenken.
Da wir nun weiter südlich sind als geplant, hat sich unsere Route nach Memphis etwas geändert.
Unser Weg führt uns nun bis in den Bundesstaat Alabama, der ursprünglich nicht auf unserer Liste war. Sweet Home Alabama.
Nach einem späten Mittagessen mit Sandwiches aus Lynchburg geht es schnell weiter, wir haben keine Zeit zu verlieren, am Flughafen in Memphis wartet unser neues Auto.
Da Memphis in Tennessee liegt, müssen wir auch wieder dorthin zurückkehren. Dazu geht es noch ein Stück durch Mississippi.
An einer Kreuzung quert vor uns ein Pick-up mit einer alten Kanone am Anhänger – es gibt nichts, was es nicht gibt.
Letztendlich sind wir wieder zurück in dem Bundesstaat, in den wir wollen und in dem wir heute Morgen eigentlich auch gestartet sind, Tennessee.
Mit unserem neuen Begleiter, Louis II, beziehen wir für heute unser Motel. Louis II ist ein Chevrolet Tahoe und, man mag es nicht glauben, noch ein Stück höher und größer, als Louis. Ein Wohnzimmer mit einem V8 Motor. Etwas über 3.000 Meilen hat er erst am Tacho.
Morgen geht’s zur Villa des Kings of Rock ‘n Roll.