USA South – Ein Roadtrip

Der King und der Blues

Wir starten heute mit der Besichtigung von Graceland. Der Himmel ist von Wolken verhangen.

Was wir gleich feststellen, der Dialekt des Südens ist nicht leicht zu verstehen. Wenn man mit schwarzen Jugendlichen spricht, die von ihrer Arbeit gelangweilt sind und eine Schutzmaske aufhaben, dann ist es eine ganz andere Sprache.

Die Villa von Elvis ist kleiner als gedacht.

Besichtigt werden kann nur das untere Geschoss, die oberen Räume waren immer Elvis’ Privaträume und so ist es bis heute. Der Einrichtungsstil ist, sagen wir, gewöhnungsbedürftig.

Natürlich haben wir auch den berühmten Jungle Room besucht, der tatsächlich als Aufnahmestudio benutzt wurde, daher auch der Flokati-Teppich an Boden und Decke.

Im Keller gibt es den Medienraum, mit allen modernen Wiedergabegeräten der 70er Jahre.

Hinter dem Haus gibt es ein Büro, in dem die Fanpost benatwortet wurde, einen Squashcourt, Stallungen für Pferde und einen Pool.

Im Meditationsgarten sind die Gräber von Elvis, seinen Eltern, seiner Großmutter und Tochter.

Unzählige Merchandisegeschäfte runden die Ausstellungen von Autos, Flugzeugen und sonstigem Hausrat ab. Das Durchschnittsalter der Besucher ist deutlich höher als bei Johnny Cash.

Wir verlassen Memphis über den Blues Highwy 61 und fahren dem Mississippi entlang Richtung Süden. Wir halten am passend gestylten Visitor Center und es hat zu, Sonntag gibt es keinen Tourismus.

Bei Tunic haben wir einen guten Blick auf den Fluss. Die Sandbank am anderen Ufer liegt in Arkansas.

Unser nächstes Ziel ist die kleine Stadt Clarksdale, der Geburtsort des Blues. Hier, an den Crossroads, der Kreuzung von Highway 49 und 61 hat angeblich der Musiker Robert Johnson 1931 dem Teufel seinen Seele verkauft, um zu lernen, wie man richtigen Blues spielt. Sein Spiel soll danach unvergleichlich gewesen sein. Er gilt als der wichtigste Einfluss auf den Delta Blues.

Wenn man sich umdreht sieht man Abe’s Bar-B-Q, ein bekanntes Lokal. Da das Lokal, zu dem wir zuerst gefahren sind, nicht mehr existiert (liegt hier ein Fluch auf uns?), versuchen wir es hier. Zum Glück gehen gerade Gäste aus den Lokal und die Türe steht offen. Die Kellnerin hat Erbarmen und läßt uns noch hinein, eigentlich haben sie schon geschlossen.

Ein weiteres Lokal, das wir uns für den Abend ausgesucht haben ist der Ground Zero Club, berühmt für seine Live-Konzerte. Einer der Besitzer ist Morgan Freeman, der hier ein Programm für junge Musiker betreibt und ihnen die Möglichkeit für Auftritte bietet.

Hey, es ist Sonntag, da gibt es keinen Tourismus, also hat das Lokal zu und zur Sicherheit das Delta Blues Museum daneben auch. Am Sonntag geht man in die Kirche und fährt nicht in der Gegend herum!

Also fahren wir zu Walmart, aber nicht ohne zu prüfen ob er auch offen hat ;-), hat er, bis 23 Uhr.

Letztes Ziel für heute ist der Shack-Up Inn gleich südlich von Clarksdale, wo wir unsere heutige Unterkunft in einer alten Hütte haben.

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Auf der alten Farm ist alles aus gebrauchten Materialien gebaut.

Hinter der rostigen Blechfassade versteckt sich die Lobby und ein Lokal mit Bühne.

Nicht vergessen, heute ist Sonntag, wer ein Bier möchte, muss zu der Dame am Empfang, sie ist alleine hier und das auch nur bis 20 Uhr. Aber wer eine Gitarre zum Jammen haben möchte, davon gibt es hier reichlich und man kann sich immer eine holen.

Über die alte Bahngleise gelangen wir zu unserer Hütte.

Die heißt Delta, die Bank auf der Veranda ist aus Blech, so wie das Dach.

Das Innen passt zum Außen.

Kurz vor Sonnenuntergang trommelt der Regen auf unser Blechdach, doch es klart auf.

Gute Nacht.

 

Über die alte Handelsroute

Heute geht es über den Natchez Trace, eine Jahrtausende alte Handelstraße, die über 444 Meilen von Nashville in Tennessee über Alabama bis nach Natchez in Mississippi führt. Die Strecke ist malerisch und ruhig, wunderbar zum Reisen.

Diese Straße ist ein Nationalpark, wieder eine besondere Form des Nationalparks, abseits vom Normalen. Auf der Strecke gilt eine Geschwindigkeitsbegrenzung von 50 Meilen und kommerzieller Verkehr, sprich Trucks sind verboten. Das macht diese Strecke auch bei Radfahrern sehr beliebt.

Wir machen einen kleinen Umweg, um uns Ruinen anzusehen. Es handelt sich um ein Herrnhaus einer Plantage. Das Gebäude wurde im Jahr 1890 in einem Brand zerstört. Übrig geblieben sind nur die Steinsäulen, die hölzernen Strukturen wurden ein Raub der Flammen.

Im Moment werden sie gerade restauriert, um ihren Verfall zu bremsen, ein Betreten des Geländes ist leider nicht möglich. Ein Zaun und Baumaterial trüben den Blick.

Zumindest von oben hat man einen besseren Überblick.

Der Mississippi ist nur wenige Kilometer entfernt.

Im Wald gibt es kleine Canyons, von Bächen gegraben, die mittlerweile ausgetrocknet sind. Vom Boden sind sie durch den dichten Bewuchs kaum zu erkennen.

Auf dem Highway 61, dem Blues Highway geht es weiter Richtung Süden. Wir haben den Blues mit dem Blues. Fünf von sechs Sehenswürdigkeiten, die wir uns ausgesucht haben sind geschlossen oder nicht zugänglich.

Hier im Süden scheint der Kalender etwas anders zu funktionieren. Am Sonntag hat alles zu, am Montag ist auch noch Sonnntag, am Dienstag ist meist noch Sonntag. Dann kommt der Mittwoch, da kann man Glück haben. Am Donnerstag ist vorbereitender Samstag, also fast schon Sonntag und Freitag ist Samstag, so wie Samstag.

Bald erreichen wir wieder Louisiana. Hier wollen wir den Großteil der verbleibenden Zeit verbringen.

Wir steuern die Hauptstadt des Bundesstaates an, Baton Rouge. Sie liegt direkt am Mississippi, rund 220 Meilen von der Mündung. Der Hafen ist der letzte, der von Hochseeschiffen angefahren werden kann. Um Waren weiter in den Norden zu bringen, müssen sie spätestens hier auf Lastkähne umgeladen werden. Rund 700 Meter ist der Fluss hier breit.

Die Horace Wilkinson Brücke hat eine Länge von etwa 1.380 Metern und ist nach 3 Männern mit Namen Horace Wilkinson (Großvater, Vater und Sohn) benannt, die dem Staat Louisiana gedient haben. Das kommt dabei heraus, wenn man so wenig Kreativität in sich trägt und über drei Generationen keinen anderen Namen für seinen Sohn findet als den eigenen.

Hier liegt auch die USS Kidd, einst ein Zerstörer im zweiten Weltkrieg, heute ein Museum. Man kann sich hier eine Koje für eine Übernachtung buchen, um nur $35. Doch leider nur, wenn man als Gruppe mit mindestens 20 Personen kommt und Teil einer Organistation wie Pfadfinder oder dergleichen ist. Babsy ist froh über diese Tatsache. 😉

Also bleibt uns nichts anderes übrig, als uns anderswo eine Unterkunft zu suchen. Auf nach Covington, nur eine Brücke entfernt von New Orleans.

Bis zum Ende des Mississippis

Um nach New Orleans zu kommen haben wir nur noch eine Brücke vor uns, die hat es aber in sich. Sie führt über den Pontchartrain See und ist über 38 km lang, bis 2011 die längste Brücke der Welt.

Das andere Ufer und somit New Orleans sind so weit entfernt, dass man bis zum Horizont nur Wasser sieht und kein Land. Es dauert eine ganze Weile, bis wir den See überquert haben.

Über die Interstate geht es durch New Orleans, vorbei am berühmten Superdome, dem Stadion der New Orleans Saints, das nach dem Hurricane Katrina im Jahr 2005 für zehntausende Flutopfer eine Zufluchtsstätte war.

Auf der Crescent City Connection Brücke geht es über den Mississippi, der sich durch das Stadtgebiet von New Orleans windet.

Unser Weg führt uns weiter, in Richtung Venice, Louisiana, weit draußen im Golf von Mexico.

Die Halbinsel, auf der wir uns bewegen, wird stark von der Ölindustrie genutzt. Hier gibt es Raffinerien, Terminals für Schiffe und all die notwendige Industrie, die man für das Offshore Ölgeschäft braucht.

Eine große Baustelle bremst uns etwas im Vorankommen. Hunderte Trucks bringen Material, von Stahl über Beton bis zu Maschinenteilen, um eine weitere Raffenerie zu bauen. Die Straße ist zu einem wahren Verteilzentrum umgebaut, mit Abfahrten, Wendestellen, Straßenreinigung und sechs Polizei-Fahrzeugen, die für Ordnung sorgen, jeden Tag.

Viele Meilen weiter, schon fast am Ende der Straße, gibt es eine sehr gute Quelle für Sandwiches, Burger und dergleichen, Maw’s.

Noch bevor wir unsere Sandwiches essen, genehmigen wir uns ein farbenfrohes Eis.

Kurz danach erreichen wir den südlichsten Punkt Louisianas, ab hier geht es nur mehr mit den Boot weiter.

Die Landschaft ist eine Mischung aus Industrie …

… und Natur.

Alles direkt neben der Straße. In einem kleinen Hafen machen wir unsere Pause und verputzen die Sandwiches.

Am Weg zurück kommen wir an einem weiteren Hafen vorbei, der eine kleine Flotte an Fischerbooten beherbergt.

Wieder zurück in New Orleans beziehen wir unsere Unterkunft für die nächsten zwei Tage. Eine ehemalige Tankstelle.

Liebevoll restauriert und als Wohnung adaptiert.

Das alte Garagentor führt von der Küche in den Garten.

Zur Abkühlung im schwülen Wetter des Südens gibt es eine funktionierende Badewanne im Garten.

Morgen geht es auf Entdeckungstour in die Innenstadt von New Orleans, auch wenn Regen angesagt ist.