USA South – Ein Roadtrip

Popeye und der Weg nach Nashville

Wir sind nach Chester gekommen, da dies die Geburtsstätte von Popeye dem Seemann ist. Er wurde 1929 von E.C. Segar nach dem Vorbild eines Bewohners der Stadt erschaffen und eroberte in den folgenden Jahren die Welt.

Über das Stadtgebiet von Chester sind Statuen aller Figuren der Comics verteilt. Wir haben einen Gutteil besucht.

Wir fahren zur Chester Bridge, die über den Mississippi führt. Auf der anderen Seite liegt Missouri, wo der Sprit um gute 40 Cent pro Gallone billiger ist.

Hier die wichtigste Figur, die gleich an der Chester Bridge steht, Popeye himself.

Im Chester Welcome Center direkt hinter der Statue, wurden wir von einem sehr netten älteren Herrn mit all den kleinen Geheimnissen von Popeye vertraut gemacht. So war Olive Oyl, die Freundin von Popeye, schon ab 1919 ein erfolgreicher Comicstrip. Popeye wurde ursprünglich nur als Nebenfigur eingeführt, da Olive und ihre Brüder für eine Schatzsuche ein Boot mit Kapitän brauchten.

Wir bekamen den Hinweis Debbie in ihrem Shop Spinach Can Collectibles zu besuchen, in dem man jedes denkbare Sammelstück finden kann. Also nichts wie hin.

Nicht nur in diesem Geschäft, sondern angeblich auch bei Walmart bekommt man diese Spinatdosen. Wir haben je eine mit Spinat blättrig und geschnitten mitgenommen.

Ein paar T-Shirts und allerlei sonstiges finden sich nun in unserem Gepäck wieder und nach fast einer halben Stunde Geplauder mit Debbie und zwei ihrer Freunde machen wir uns schon recht spät auf den Weg Richtung Nashville, der Hauptstadt der Country Musik.

In Chester ist eine ungewöhnlich hohe Anzahl an Trucks zu sehen. Heute Nacht, ziemlich genau ab 04:30 ist ein nicht enden wollender Konvoi vor unserem Motel vorbei gefahren. Dieser hat auch gegen 11:00, bei unserer Abreise, nicht aufgehört. Als wir die Stadt am Mississippi entlang Richtung Süden verlassen und Trucks vor und hinter uns haben, sehen wir eine Anlegestelle für Lastkähne, die mit Kohle vollgeladen sind. Sie wird auf die Trucks umgeladen und sie fahren zurück nach Chester. Wohin sie die Kohle bringen wissen wir nicht, aber bei der Frequenz müssen es tausende Tonnen pro Tag sein.

Wir haben erfahren, dass es ein Gefängnis gibt, in dem unter anderen John Wayne Gacy, der Serienmörder 14 Jahre lang eingesperrt war. Weiters steht mitten in der Stadt eine Getreidemühle. Die beiden werden aber sicher nicht solche Mengen an Brennstoff benötigen.

Nach der Anlegestelle ist kein Truck mehr zu sehen.

Es geht hinaus in die Felder und der Wind bläst und bläst und bläst. Weiter westlich, in den Bundesstaaten Oklahoma, Kansas und Nebraska wüten gerade mehrere Tornados pro Tag. Die stürmischen Ausläufer dieser Wetterfront wirkt sich bis hierher aus, auch wenn nicht mit Tornados zu rechnen ist. Für heute Nachmittag sind 120 km/h Wind angesagt, also nichts wie weg.

Der Wind treibt Staubwolken über die Straße und ohne ständiges Gegenlenken ist ein Geradeausfahren nicht möglich.

Am Straßenrand werden immer wieder sogenannte Historical Maker angezeigt. Dabei handelt es sich um historisch interessante Punkte. Also mehr oder weniger bedeutend. Wir scherzen immer, dass die Marker auf so bedeutende Ereignisse wie ‘Hier hat 1897 zum ersten Mal ein Maultier einen Haufen hinterlassen‘ hinweisen.

Neugierig, was es diesmal zu entdecken gibt, bleiben wir stehen. Aha, die Herrn Lewis und Clark (sie waren auf einer Expedition um den Ursprung des Mississippi zu finden) haben einen Fluss überquert, wie spannend. Und übernachtet haben sie auch noch? Nein, doch, ohhh!

Während wir noch voll von Erfurcht das Schild betrachten hören wir das Horn eines Zuges hinter uns. Ein Güterzug, bewegt von insgesamt vier dieselelektrischen Lokomotiven, zwei vorne, zwei im hinteren Drittel.

Wir fahren in die Stadt Cairo, wo der Ohio in den Mississippi fließt. Der sehr hohe Eisenbahndamm ist zugleich ein Damm, um die Stadt bei einem Hochwasser zu schützen. Wenn man genau hinsieht, kann man das eiserne Tor sehen, dass die Durchfahrt blockieren kann, um die Wassermassen zurückzuhalten.

Wir parken Louischen und spazieren an den Punkt, wo sich die beiden Flüsse und somit auch die drei Bundesstaaten Illinois (wo wir stehen), Kentucky zur Linken, jenseits des Ohios und Missouri zur Rechten, jenseits des Mississippis treffen.

Die Brücke nach Missouri ist gerade für Wartungsarbeiten gesperrt.

Die nach Kentucky werden wir gleich nutzen, um unseren Weg fortzusetzen. Riesige Verbände aus Lastkähnen werden den Fluss auf und ab geschoben. Da wirken jene, die man von der Donau kennt, lächerlich klein.

Es geht auf die eiserne Fachwerkbrücke, die den Ohio überspannt.

In der Mitte des Flusses weisst ein kleines Schild auf die Grenze zum Bundesstaat Kentucky hin.

Gleich nach der Brücke wird die Begrüßung der ankommenden Gäste mit einem entsprechenden Schild nachgeholt.

Wir fahren durch die Aulandschaft des Mississippi, manchmal näher und manchmal etwas weiter weg vom Fluss. In den Wäldern steht meistens Wasser und die Felder sind von Entwässerungsgräben durchzogen.

In Kentucky gibt es ein riesiges Erholungsgebiet, Land Between the Lakes, es reicht bis nach Tennessee. Es ist etwa halb so groß wie das Burgenland und bietet Möglichkeiten zum Wandern, Fischen, Jagen, Wassersport und Campen. Wir nutzen die Straße, die durch das waldige Gebiet führt, statt auf einer Interstate zu fahren.

Irgendwo Mitten im Wald haben wir die Grenze zum nächsten Bundesstaat überquert und sind nun in Tennessee. In einer Bucht machen wir eine kurze Pause.

Gleich nachdem wir das Land Between the Lakes verlassen haben, geht es zu HillBilly’s Bar-b-que, einer kleinen Holzbude, hinter der in einer Blechhütte gegrillt wird. Und das angeblich richtig gut. Doch scheinbar hat sie ihre Pforten für immer geschlossen, schade.

Als die Sonne schon untergeht erreichen wir Nashville, wo wir für zwei Nächte bleiben werden.

Wir sehen uns morgen.

Laut und bunt

Unser Tag in Nashville, Tennessee, beginnt im Stau auf der Stadtautobahn, obwohl wir den Berufsverkehr abgewartet haben. Babsy hat eine Tiefgarage in Downtown herausgesucht, die bezahlbar ist. Es gibt hier Parkplätze in privater Hand, die Touristen abzocken, daher nutzen wir einen von der Stadt verwalteten. Billig ist der mit rund $5 pro Stunde aber auch nicht.

Nashville hat eine Partymeile und schon um 10 Uhr vormittags steppt hier der Bär.

Aus den Lokalen dröhnt mit jenseits der 100 Dezibel Live Musik und das aus jedem einzelnen etwas anderes.

In den Straßen sind alle Varianten von Fahrzeugen unterwegs, mit denen man kreischende, saufende junge Mädels mit dröhnender Musik transportieren kann. Traktoren mit Anhänger im Scheunenstil, alte Militärlastwagen, Autobusse ohne Fenster, etc. Junggesellinnenabschiede sind hier ein großes Geschäft, wir sehen zig solcher Fahrzeuge und man kann sie nicht überhören.

Wir sind hier, um mit dem Thema Musik unserer Reise zu beginnen, bisher war da ja wenig mehr als Radiohören. Es geht ins Johnny Cash Museum.

Hier sind Memorabilia aller Art des Country Stars zu sehen.

Vom Museum aus spazieren wir durch die Stadt. Hier ist das Stadion des Football-Teams der Tennessee Titans. Leider ist gerade keine Spielsaison.

In einem kleinen Lokal gibt es nach längerem Spazieren Mittagessen.

Es gibt Gumbo, einen suppenartigen Eintopf mit Huhn und geräucherter Wurst und …

… frittiertes Alligatorfleisch mit Beilage. Alligator schmeckt wie Huhn, weisses Fleisch halt, hat aber eine etwas festere Struktur.

Am Nachmittag geht es durch den nächsten Stau zurück zum Motel. Im Vorbeifahren erhascht Babsy einen Schnappschuss eines alten Polizeiautos.

Bald nachdem wir in unserem Zimmer sind, beginnt es heftig zu regnen und donnern. Nashville ist für seine Frühlingsgewitter bekannt.

Morgen geht es weiter in Sachen Musik, wir besuchen Memphis.

Jack und Alabama

Der Plan für heute, ab nach Memphis. Zum einen wollen wir dort morgen Graceland besuchen und zum anderen haben wir heute noch einen Termin mit unserem Autovermieter, um wieder ein großes Auto zu bekommen.

Und kaum haben wir den Plan gefasst, wird er auch schon geändert. Wir beschliessen kurzfristig ein Zwischenziel oder mehr einen kleinen Umweg in Kauf zu nehmen, um etwas Neues zu lernen. Es geht nach Lynchburg, Tennessee. Wer jetzt schon unser Ziel kennt, Hut ab, genau auf’s Etikett geschaut.

Wir haben die erste Führung des Tages gebucht und Nashville schläft noch tief, als wir losfahren, die Interstates sind frei. Aus diesem Grund sind wir auch die ersten am Parkplatz. 😉

Hier sind sogar die Warnschilder im Markendesign …

Wir nutzen die Zeit, um in der Morgensonne etwas zu entspannen und testen die Sessel aus Whiskeyfässern.

Ja, wir sind in der Destillerie von Jack Daniel in Lynchburg, Tennessee.

Jack Daniel produziert hier seit 1866 Tennessee Whiskey, keinen Burbon. Der Unterschied liegt darin, dass der Brand mit Holzkohle gefiltert wird und sich dann Tennessee Whiskey nennen darf.

Eben diese Holzkohle wird hier täglich hergestellt. Die beiden Herrn, die das erledigen, machen das seit 20 Jahren. Wer also in den letzten zwei Dekaden einen Jack Daniel’s Whiskey getrunken hat, er wurde durch Kohle gefiltert, die von diesen beiden Mitarbeitern hergestellt wurde.

Der Grund, warum Jack Daniel sich hier mit seiner Destille angesiedelt hat, war das gute Wasser, das hier aus einer über eine Meile langen Höhle kommt. Es hat sich den Weg durch den Kalkstein gebahnt und dabei Mineralien wie Kalzium und Magnesium aufgenommen. Eisen wurde ausgefiltert, was sehr wichtig für den Geschmack ist. Gutes Wasser gibt guten Whiskey. Bis heute wird die Quelle genutzt und jeder Liter Jack Daniel’s wird hier hergestellt.

Wir besichtigen die Mühle, wo Mais, Roggen und Gerstenmalz gemahlen werden, die Maischbottiche und die Destillen. Alles ist in einem Gebäude untergebracht.

Von hier gelangt der 70%ige Brand zu den Filtern, zwei Stockwerke hohe Bottiche voll mit klein gemahlener Holzkohle. Der Brand tropft auf die Oberfläche und sickert dann über Tage bis nach unten. Wegen der Explosionsgefahr sind Kameras in den Produktionsgebäuden verboten.

Nun wird der noch klare Brand in gebrannte Fässer aus Weißeiche gefüllt. Durch das Toasten mit Feuer ist die Innenseite verkohlt und der Zucker im Holz karamelisiert. Über die Lagerzeit ziehen Farbe und Geschmack aus dem Holz in den Brand. Jedes Fass wird nur einmal verwendet.

Nun lagern die Fässer über mehrere Jahre, bis sie in Flaschen abgefüllt und in alle Welt versendet werden.

Eine Besonderheit zum Schluss, die Destille steht seit der Prohibition in einem Dry County, hier gibt es keine Bars und keinen Alkohol zu kaufen. Aufgrund eines Sondergesetzes darf der Whiskey hier trotzdem gebrannt werden.

Auf den Bäumen und Büschen wächst ein schwarzer Pilz, der die Rinde überzieht. Er kommt hier natürlich vor und gedeiht in der Wärme, Luftfeuchtigkeit und dem Ethanoldampf in der Luft exzellent. Früher haben die Schwarzbrenner nach dem Winter so ihre versteckten alten Brennplätze im Wald wieder gefunden, der Pilz war rund um ihre Destille eindeutig zu erkennen. Er hat keine negative Auswirkung auf die Pflanzen. Am Gelände stehen uralte Bäume, die den Pilz seit über hundert Jahren tragen.

Im General Store in Lynchburg besorgen wir noch ein paar T-Shirts und andere Andenken.

Da wir nun weiter südlich sind als geplant, hat sich unsere Route nach Memphis etwas geändert.

Unser Weg führt uns nun bis in den Bundesstaat Alabama, der ursprünglich nicht auf unserer Liste war. Sweet Home Alabama.

Nach einem späten Mittagessen mit Sandwiches aus Lynchburg geht es schnell weiter, wir haben keine Zeit zu verlieren, am Flughafen in Memphis wartet unser neues Auto.

Da Memphis in Tennessee liegt, müssen wir auch wieder dorthin zurückkehren. Dazu geht es noch ein Stück durch Mississippi.

An einer Kreuzung quert vor uns ein Pick-up mit einer alten Kanone am Anhänger – es gibt nichts, was es nicht gibt.

Letztendlich sind wir wieder zurück in dem Bundesstaat, in den wir wollen und in dem wir heute Morgen eigentlich auch gestartet sind, Tennessee.

Mit unserem neuen Begleiter, Louis II, beziehen wir für heute unser Motel. Louis II ist ein Chevrolet Tahoe und, man mag es nicht glauben, noch ein Stück höher und größer, als Louis. Ein Wohnzimmer mit einem V8 Motor. Etwas über 3.000 Meilen hat er erst am Tacho.

Morgen geht’s zur Villa des Kings of Rock ‘n Roll.