Roadtrip Nordwesten der USA

Durch die North Cascades

Im Osten von Seattle liegen die Cascade Mountains und diese wollen wir heute erkunden.
Von Mt. Vernon, der Tulpenstadt, in der wir nur geschlafen haben, geht es bis Chelan.
Doch der Tag startet mit einem Frühstück bei iHop, einer Kette, die sich auf Frühstück von Ham and Eggs über Pancakes bis hin zu Sandwiches spezialisiert hat. Mit einem gut gefüllten Bauch geht es zur nächsten Station, Walmart. Wie heißt es so schön, ‘In every town there is a Walmart.’, so auch hier. Wir besorgen ein paar Dinge des Alltags, Getränke, Snacks etc.
Aber nun geht es wirklich los und damit landeinwärts. Das Satellitenradio, auch schon beim letzten Trip ein verlässlicher Begleiter, ist wieder mit dabei.

Als Route wählen wir die State Route 20 (SR 20), eine der sogenannten Scenic Routes.
Der erste Nationalpark ist der North Cascades National Park. Im Visitor Center besorgen wir uns die ‘America is beautiful’ Jahreskarte, mit der man um $ 80,- für ein ganzen Jahr lang Zutritt zu allen Nationalparks hat, ein Schnäppchen, wenn man in manchen der Parks schon für einen Tag bis zu $ 50,- zahlen muss. Von hier machen wir eine kurze erste Wanderung, wenn man das überhaupt so bezeichnen kann. Gerade einmal 100 Meter 😉 Der Ausblick auf die Picket Range und ihre schneebedeckten Gipfel gibt uns einen Vorgeschmack auf das was noch kommt.

Der Gorge Outlook Trail ist schon etwas länger, aber noch keine Herausforderung.

Mehr gefordert werden wir dann am …

… der eine Halbinsel im Diabolo Lake erschließt. Ein sehr beliebter Trail, wie man am Parkplatz erkennt. Hier sind schon die ersten Hinweise, dass wir uns den Lebensraum hier mit Bären teilen und uns entsprechend verhalten sollen.

Der Weg beginnt am Ufer des Sees mit einem sanften Anstieg in einen wahren Märchenwald, der süßlich nach Erdbeeren riecht und voll von moosbewachsenen Baumstämmen ist.

Doch bald geht der Weg in einen zunehmend steinigen und steileren Pfad über, richtiges Schuhwerk ist zu empfehlen. Für kurze Pausen stehen etliche Bänke aus Baumstämmen bereit. Je weiter wir die Halbinsel erklimmen, desto mehr Schichten an Kleidung entledigen wir uns. Am Ende wird man mit einem atemberaubenden Blick auf den türkisen Diabolo Lake, weit unten, belohnt.

Ein freches Streifenhörnchen (chipmunk) kommt immer näher an uns heran, in der Hoffnung etwas Essbares abzustauben. Pech gehabt, kleiner Freund, zum Einen haben wir nichts und zum Anderen sollst du nicht gefüttert werden.

An einem alten Baum finden wir die ersten Spuren eines Bären, der die Rinde abgekratzt hat, wohl um an Insekten darunter heranzukommen. Bei einer jungen Wandererin erkundigt sich Babsy über ihr Bärenabwehrsprays und gleich setzen wir es auf unsere Einkaufsliste. Eigentlich wollten wir es schon heute in der Früh besorgen …

Am Weg nach unten werden wir von einer Gruppe verschwitzter Jugendlicher gefragt, wie weit es noch bis zum Ende des Trails ist. Ja, die Frage haben wir uns auch gestellt. 🙂 Viele junge Locals (wohl aus dem Großraum Seattle) sind hier mit ihren Hunden an der Leine unterwegs.

Auf der Straße ist relativ wenig los, ein großer Anteil der Fahrzeuge sind Pick-Ups, die riesige Wohnwägen ziehen. Anders als bei uns in Europa sind das hier keine klassischen Anhänger mit Deichsel, sondern Aufleger, die auf der Ladefläche fixiert werden. Und sie sind riesig im Vergleich zu dem, was wir gewohnt sind.

Am anderen Ende des Nationalparks erreichen wir Winthorp, eine Stadt, die sich den Westernstil der 1880er Jahre erhalten hat und damit touristisch punktet. Andenkenshops, Saloons, sogar die Tankstelle sind als ebenerdige Holzgebäude ausgeführt.

Als wir ankommen macht sich gerade eine Gruppe an Hot Rods und Oldtimer auf den Weg.
Hinter einem Nachzügler in seinem Ford Model T verlassen wir den kleinen Ort wieder.

Wir verlassen die SR 20 und biegen auf die 153, die uns durch Okanogan County bringt.

Eine alte Stahlbrücke bringt uns auf die andere Seite des Flusses.

Auf der Route 97 geht es entlang des Columbia Rivers (den wir später auf unserer Reise noch auf seinen letzten Meilen Richtung Pazifik begleiten werden) bis zu unserem heutigen Ziel Chelan.
Chelan ist bekannt für seine Äpfel, die meisten Straßen sind nach Apfelsorten benannt.

Unser abendlicher Spaziergang führt uns hinunter an den Columbia River, wo wir gerade noch den Sonnenuntergang erhaschen.

Am Rückweg durch den Ort sehen wir noch einen alten Jeep CJ, die zivile Nachkriegsversion unserer Eve. Vieles ist gleich, etliches ähnlich und manches anders.

Der zweite Tag im Nordwesten der USA geht zu Ende.

Auf nach Idaho

Kaum dass die Sonne über den Horizont blickt, geht es schon wieder weiter. Ein paar kleine Einkäufe in einem fast menschenleeren Walmart setzen den Startpunkt für den heutigen Tag, der uns bis nach Idaho bringen wird.

Auf einer beeindruckenden Stahlbrücke überqueren wir den Columbia River und fahren durch den Mc Neil Canyon auf die Hochebene.

Ein paar kleine Nebenstraßen bringen uns zur 172 East, über Mansfield geht es weiter bis zur 17 South.


Die Landschaft wechselt dramatisch ihr Gesicht. Von endlosen Nadelwäldern, Schluchten und Wasserfällen geht es hier in eine einsame Hochebene mit rollenden, goldenen Hügel über, Douglas County.


Riesige Felsbrocken, kantig und schwarz liegen in den Feldern, als wären sie vom Himmel gefallen, oftmals groß wie ein Haus. Sie werden Haystack Rocks genannt und wurden am Ende der Eiszeit hier abgelagert. Da hier die Vegetation nicht so ausgeprägt ist wie in anderen Regionen der USA, ist das der beste Platz um solche Felsen zu besichtigen.

Landwirtschaft beherrscht die Szenerie. Das Getreide ist schon abgemäht und der starke Wind wirbelt den trocken Boden zu einem Sandsturm auf. Minutenlang dreht sich ein riesiger Dust Devil neben uns in einem Feld.

Bei Coulee City treffen wir auf die Route 2 und folgen ihr Richtung Osten. Wie schon bei unserem letzten Besuch scheuen wir die Interstates und großen Straßen, suchen immer nach den entlegenen Routen. Das hat sich noch jedes Mal ausgezahlt.
Neben einem alten Eisenbahngleis machen wir eine Frühstückspause mit frischen Gala Äpfeln aus Chelan.

 

Pete hat uns bisher bestens durch die eher stillen Ecken von Washington gebracht.

Immer wieder rollen kleine Büsche über die Straße.

Wir erreichen Spokane, eine größere Stadt, nahe an der Grenze zu Idaho. Durch das Zentrum fließt der Spokane River, der in zwei Wasserfällen nach unten stürzt und mit seinen Wassermassen die Stadt seit den 1920er Jahren mit Strom versorgt

Mit einer Seilbahn kann man über die Lower Falls fahren und sie aus einem besonderen Blickwinkel erleben. Das lassen wir uns natürlich nicht entgehen.

Das Maskottchen der Stadt ist die Garbage Goat, die müllfressende Ziege. Sie sollte zur Weltausstellung 1974 die Bewohner dazu animieren, den Müll aufzusammeln und für eine saubere Stadt zu sorgen. Die Statue wurde damals von Schwester Paula Mary, genannt the welding nun, aus Metall geschaffen.

Wir verlassen am Nachmittag Spokane in Richtung Osten und erreichen Idaho.
In Coeur D’Alene ID beziehen wir für die Nacht unser Quartier.

Durch den Rauch nach Montana

Mit dem Sonnenaufgang verlassen wir unser Motel, das von einem sehr jungen Team geführt wird und fahren in die Downtown von Coeur D’Alene. Wir parken vor der städtischen Bibliothek und können damit wieder einen Punkt auf unserer Liste der Klischees abhaken.

Die Straßen sind an diesem wunderschönen, etwas kühlen Morgen noch leer, als wir zu Fine Brewed gehen.

Als erste Kunden bestellen wir uns 2 frische, warme Bagels von der großen Tafel.
Zuerst die Brotsorte aussuchen, dann die Füllung und die Extras.

Arno entscheidet sich für einen Avocado BLT mit einem plain Bagel. BLT steht für Bacon, Lettuce, Tomato.

Babsy wählt die deftigere Variante, Breakfast Sandwich, mit Speck, Ei und Käse.

Nach ein paar Minuten Spaziergang sind wir an der Marina und genießen auf einer Bank in der Sonne unser Frühstück.

Zum Abschluss erkunden wir noch den Boardwalk, den längsten schwimmenden Steg der Welt, aus 16.000 Zedernbalken und rund 3.300 ft lang.

Wem es nach etwas mehr Abenteuer ist, kann mit einem alten Wasserflugzeug einen Rundflug buchen.

Wir bleiben am Boden und starten mit Pete in Richtung der aufgehenden Sonne, um nach Montana zu gelangen.
Ein wichtiger Einkauf steht noch an, bevor wir die Stadt verlassen: Bear Spray, eine Art Pfefferspray auf Steroiden. Er hat die Größe eines kleinen Feuerlöschers und sprüht 15 Meter weit. Unser ständiger Begleiter in den Wäldern, so von offiziellen Stellen empfohlen.

Und jetzt rauf auf die 95 um mehr Backcountry zu erleben, ab nach Norden. Kurz vor Sandpoint überqueren wir den Lake Pend Oreille auf einer Brücke, die wirkt als würde sie im See schwimmen.

Selbst am Navi sieht es aus, als würden wir durch das Wasser fahren. 😉

Kanada liegt genau in unserer Fahrtrichtung, nicht einmal 50 Meilen mehr …

Wir biegen auf den Highway 200 ein, der hier beginnt und ganz Montana von West nach Ost durchquert, doch noch sind wir in Idaho. Blickt man von oberhalb auf den See hinunter erkennt man seine Größe.

Kaum dass wir Montana erreichen, wird der Himmel immer dunstiger. Möglicherweise liegt vor uns ein Wildfire, ein Waldbrand, wir er in dieser Jahreszeit durchaus üblich ist. Und dieses Jahr sind es besonders viele.

Je weiter wir nach Montana vorstoßen, desto klarer wird, dass es sich um Rauch handelt, man kann es selbst im Auto riechen.

Wir kommen an der Basis der Firefighter vorbei, wo gerade schweres Gerät in Form einer gigantischen Caterpillar Planierraupe abgeladen wird. Kaum sind wir an dem Feuer vorbei, das nördlich des Highway 200 brennt, wird der Himmel schnell klarer.

Am Clark Fork River entlang geht es bis nach Thompson Falls. Wir haben uns vom Namen des Ortes in die Irre führen lassen, hier gibt es keinen Wasserfall. 😉

Dafür haben sie einen netten kleinen Picknickplatz, an dem wir unseren Polar Bear Sandwich von der Black Bear Bakery verspeisen.

Wir folgen dem Clark Fork flussabwärts und schnell wird Babsy klar, dass sie Montana bereits ins Herz geschlossen hat. Nun ja, einige der politische Ansichten und Einstellungen die hier üblich sind, entsprechen nicht ganz unseren, aber die Landschaft ist großartig.

Wir pausieren direkt am Fluss und genießen den Ausblick.

Auf der A3 zwischen Hornstein und Müllendorf gibt es eine Wildbrücke, von uns Bärenbrücke genannt. Sie soll es Bären aus der Tatra ermöglichen bis nach Slowenien zu gelangen. Wir haben uns immer gefragt, ob die slowakischen Braunbären mittels Flugzetteln darüber informiert werden, dass sie 400 km entfernt zwischen Hornstein und Müllendorf die A3 queren können …

Diese Animal Bridge wird wohl tatsächlich von Bären genutzt, aber nicht dass Zäune sie vom Überqueren der Straße abhalten würden. Bärenbrücken, es gibt sie auch hier.

Wir verlassen den Highway 200, der wirklich zu empfehlen ist, ein kurzes Stück nach Süden auf der Route 93 und wir erreichen Missoula MT.