Roadtrip Nordwesten der USA

Oregons Felder und Wüsten

Ein paar letzte Meilen fahren wir noch durch Idaho, dann erreichen wir Oregon. Landschaftlich ändert sich nicht viel.

Rund um uns endlose Felder und auf der Straße liegen immer wieder Zuckerrüben, die von Trucks wie diesem fallen.

Selten durchfahren wir Ortschaften wie diese, meist sind es nur Farmen, Lagerhallen und Silos, an den wir vorüberziehen.

Alles ist ocker bis gelb und trocken. Ohne die riesigen Bewässerungsanlagen geht hier nichts. Dort wo sie im Einsatz sind, ist alles grün. Meist sind sie hunderte Meter lang und an einem Punkt fixiert. Mit Motoren betrieben fahren sie um dieses Zentrum langsam im Kreis und versprühen Wasser. Von oben sieht man grüne Kreise in der trockenen Landschaft.

Es geht weiter hinauf in die Berge. Die Straße ist in sehr gutem Zustand, trotzdem wird sie gerade erneuert(?). Die Linien fehlen noch, ansonsten ist schon alles da.

Wir werden von einer Ampelanlage gestoppt, denn vor uns wird auf einer Länge von etwa 10 Meilen gerade die Mittelline aufgemalt. Da wir länger warten, wird aus unserer bisher eher einsamen Fahrt eine Kolonne, die sich bei grün gemeinsam in Bewegung setzt.

Die Ampeln haben zusätzlich zum Lichtsignal noch einen kleinen Schranken, der einen am Weiterfahren hindert. Die Kolonnen werden immer von einem sogenannten Pilotfahrzeug der Baufirma durch die Baustelle geführt, 24/7, was für ein Job, immer hin und her.

Schon seit längerem wollen wir eine Pause machen, doch es hat sich noch nichts ergeben. Also verlassen wir den Bulk an Fahrzeugen und biegen in eine Seitenstraße ein. Die ist so Seite, dass unsere beiden Navis sie nach einer Meile nicht mehr kennen und wir ins Nichts fahren. Am Straßenrand findet sich eine Möglichkeit stehen zu bleiben, also nutzen wir sie.

Hier kommt niemand vorbei.

Mittagessen beendet und wir fahren wieder zurück zum ursprünglichen Highway. Keine Meile später kommt ein Rastplatz, mit Tischen, Schatten und WCs – ned wirklich.

Die Strecke wird wieder einsamer und wenn wir einmal jemanden überholen, dann Traktoren oder Mähdrescher.

Unser heutiges Ziel ist Christmas Valley, dort gibt es ein Motel und nicht viel mehr. Am Straßenrand liegen immer wieder Autoleichen. Die hier hat uns besonders gut gefallen, denn jemand hat einen alten Pickup auf dem Anhänder im Straßengraben zurückgelassen und das schon vor langer Zeit. Die Felgen des Anhängers sind schon weggerostet.

In schier endlosen Spalieren stehen die Strommasten entlang der Straßen, die ewig lange gerade verlaufen, um dann eine 90° Kurve zu machen. Dann geht es wieder gerade aus. So fahren wir zick-zack, wie auf einem Schachbrett durchs Land.

Als Zwischenziel haben wir uns eine geologische Besonderheit ausgesucht und der Weg dorthin verzichtet auf Asphalt. Also den 4-Rad Antrieb einschalten und ab in die Wüste. Die Bilder zeigen leider nicht, wie schlecht die Piste wirklich ist. Im Kofferraum springen der Inhalt immer wieder hoch, trotz der langsamen Fahrt.

Erst heute Früh hat Arno die Heckscheibe gereinigt, jetzt kann man drauf mit dem Finger schreiben …

‘Crack In The Ground’, so heißt unser nächster Trail, den wir wandern.

Die Wüste ist hier von eingen wenigen Bäumen durchsetzt, die Schatten bieten. Die Sonne brennt erbahrmungslos vom Himmel, es hat jenseits der 30 Grad.

Der Crack in the Ground ist genau das, ein Riss im Boden, so groß, dass man durchspazieren kann.

Unter dem Steinbogen sind wir dann doch nicht durchgeklettert.

Die Spalte führt hunderte Meter lang immer tiefer in den Boden. Hier sollen Fledermäuse wohnen, wir haben leider keine gesehen, es war wohl auch zu hell dafür.

Hier unten ist es angenehm kühl, sicher 15 ° weniger als oben. Vor allem die Sonne sticht nicht so erbahrmungslos.

Wer eine ähnliche Reise plant, von langer Unterhose bis Sonnencreme, wir haben alles schon gebraucht.

Weiter geht es zu einem Watchtower, von dem aus die Ranger nach Feuern in der Umgebung Ausschau halten.

Nach 15 Meilen auf Staub und Schotter springt plötzlich ein Kojote direkt vor uns über die Straße. Er läuft in ein angrenzendes Feld hinein.

Wir bleiben stehen, um ein weiteres Foto zu machen und unser Fotoobjekt? Bleibt stehen und schaut uns genauso neugierig an. Erst als wir uns wieder in Bewegung setzen tut es unser Gegenüber auch.

Vorbei an alten, halbverfallenen Gebäuden, geht es (hoffentlich) in Richtung einer asphaltierten Straße.

Staubend kommt uns ein Truck entgegen und als dieser an uns vorbei ist …

… setzt der Pickup hinter uns zum Überholen an, sobald sich der Staub etwas gelegt hat. 50 Meilen waren ihm wohl zu langsam, mit über 70 Meilen rast er davon.

Ein Wegweiser gibt uns Hoffnung, dass wir noch auf dem richtigen Weg sind, denn eines sei erwähnt: Normale Navis sind auf solchen Strecken wenig von Hilfe und zeitweise schlagen sie Wege vor, die eher für Mulis als für Autos geeignet sind. Für sie scheinen diese Straßen alle eine Kategorie zu sein, egal ob acht Meter breit oder nur einen.

Und tatsächlich biegen wir nach langer Fahrt auf Sand und Schotter wieder auf eine reguläre Straße. Den Dust Devil (kleiner Wirbelsturm) haben wir schon seit gut 15 Minuten gesehen und uns immer mehr angenähert.

Ganz im Gegensatz zu der Landschaft, die wir heute durchfahren haben, steht unsere heutige Unterkunft mit einer Veranda am See. Na ja, dahinter ist dann auch wieder nur Wüste. Aber bei uns heulen nicht die Kojoten, sondern schnattern die Enten.

Der kleine Truck des Hausmeisters hat Arno gleich gefallen. Die Farbe von der Sonne ausgeblichen und vom Wüstensand abgeschliffen, viel zu große Reifen, ungleich abgefahren, zerbeult, mit Draht zusammengeflickt …

Um uns ein Abendessen zu besorgen, gehen wir diesmal in ein örtliches Lokal namens Ranch Hand. Hier ist jeder streng gläubig und Republikaner. 😉

Mit zwei Burgern, Zwiebelringen und handgeschnitzten Pommes genießen wir den Sonnenuntergang in Erwartung der Abenteuer des nächsten Tages.

Auf der Spur der Vulkane

Die Morgensonne strahlt uns vom wolkenlosen Himmel entgegen, als wir mit einem Becher Tee auf der Veranda sitzen und auf den See hinaus schauen. Unser Plan für heute ist es weiter Richtung Pazifik zu fahren und Zeugnisse von Vulkanismus zu besuchen.

Ohne eine Schotterpiste zu benutzen erreichen wir Fort Rock. Vor vielen Jahrtausenden war das Christmas Valley und seine Umgebung ein See. Mitten in diesem Gewässer brach ein Vulkan aus. Heute ist vom See nichts mehr zu sehen, aber die Reste des Ausbruches kann man besuchen. Ein Großteil des Kraterrandes ist noch zu erkennen.

Aus der Ferne betrachtet erkenn man gleich, dass es sich um einen aufgebrochenen Ring handelt. Den wollen wir erwandern und erkunden.

Also unseren Pete in der Nähe geparkt, die Bergschuhe angezogen und Sonnencreme großzügig verteilt. Wasser und Feldstecher sind im Rucksack, es kann losgehen.

Was sind wir froh, dass wir diesen Ausflug gleich in der Früh machen, wenn die Sonne höher steht, ist es hier sicherlich wie auf einer Herdplatte.

Innerhalb des Ringes gibt es einen Felsen, der sich wie ein Turm aufbaut, ihn heißt es zu umrunden und zu erklettern.

Überall sind die verschiedensten Formen von vulkanischem Gestein zu finden und die hochgedrückten Sedimentschichten sind an den Kraterrändern gut zu erkennen. Ein wirklich sehenswerter Ort.

Immer wieder fällt uns auf, wie schlagartig sich die Landschaft ändert. Erst fahren wir noch durch die Wüste und plötzlich …

… wie mit dem Lineal gezogen, beginnt ein dichter Nadelwald, ohne Übergang.

Wir erreichen das nächste Ziel, wieder ein vulkanisches, den Crater Lake National Park.

Schon beim letzten Mal haben wir an der Route 66 den Meteor Crater besucht. Der war durch einen Asteroideneinschlag entstanden. Der Name Meteor kommt von der nächstgelegenen Ortschaft und hat nichts mit dem Himmelskörper zu tun, skurril.

Dieser Krater ist vulkanischen Ursprungs, hat einen Umfang von 33 Meilen und ist über 500 m tief mit Wasser befüllt.

Wir fahren durch einen dichten Wald die Außenseite des Kraters nach oben bis wir einen Blick in die Caldera mit ihrem blauen Wasser werfen können.

Eine Straße führt um den Krater und deren Bild ändert sich, je nachdem wo man sich befindet. Von steinig-schroff …

… bis rollend waldig ist alles mit dabei. Auch hier gibt es für den Winter Schneestangen, wie auf dem Bild zu erkennen ist.

Sie sind jedoch anders als solche Schneestangen sonst sind. Es handelt sich um die Stämme von jungen, dünnen und hochgewachsenen Nadelbäumen, die entastet und entrindet ihren Dienst verrichten. Und sie sind riesig, sicher fünf Meter hoch.

In der Caldera gibt es eine Insel. Diese ist jedoch nicht beim Ausbruch entstanden, der auch die Caldera entstehen ließ, sondern durch einen späteren Ausbruch eines neuen Vulkans innerhalb des alten Kraters.

Es gibt ein Boot, mit dem man die Insel umrunden kann. Um zu dem Boot zu gelangen muss man über hunderte Meter Stiegen in den Krater hinunter klettern. Zur Zeit werden leider keine Fahrten angeboten oder zum Glück …

Am äußeren Abhang des Vulkans gibt es neben Wasserfällen auch die Pinnacles zu bewundern.

Vulkanisches Material füllte beim Ausbruch die umliegenden Täler. Als heißes Gas durch Fumerolen nach oben entwich, wurde das umgebende Material dadurch verhärtet.

Diese Schlote sind stabiler als das umgebende Erdreich und konnten so der Errosion besser widerstehen.

Wir wandern den kurzen Trail weiter bis wir im Wald auf eine gemauerte Struktur mit einem schräg abgeschnittenen Holzbalken treffen. Hier endet der Nationalpark und das wird durch diese traditionelle Säule gekennzeichnet. Man findet sie an vielen Zugängen zu Nationalparks.

Am Weg aus dem Park erleben wir wieder einen abrupten Wechsel von Nadelwald auf Steppe.

Unsere heutige Unterkunft ist ein sogenanntes A-Frame Haus, wie wir es schon zweimal am Haastpass in Neuseeland bewohnt haben.

Und zum Schluss die Entdeckung des Tages, im Supermarkt findet man auch Eistee mit Umdrehungen (siehe oben links im Bild).

 

Auf ans Meer

Früh brechen wir auf und verlassen unser A-Frame Häuschen, um an die Pazifikküste Oregons zu gelangen. Der Crater Lake National Park liegt über 2.000 Meter hoch, und all diese Höhenmeter müssen wir heute abwärts ans Meer bewältigen.

Regnerisch und bedeckt zeigt sich der Himmel, als wir noch einmal in Richtung des Nationalparks fahren.

Wir sind so früh am Eingang, dass das Häuschen noch unbesetzt ist, freie Fahrt.

Einen letzten Blick in den Kratersee. Kaum Besucher, nur Servicepersonal ist unterwegs. Der CRLK, wie er abgekürzt wird, hat die mit Abstand schlechtesten und schmalsten Straßen bisher.

Nachdem wir den Park verlassen haben, halten wir kurz am Diamond Lake, der für uns den Anfang einer neuen Scenic Route bildet. Ab jetzt sind wir auf der Rouge Umpqua unterwegs. Das Wetter scheint sich zu bessern. Auch dieser See ist das Ergebnis vulkanischer Aktivität.

Und abwärts geht es durch abgebrannte Wälder …

… nicht abgebrannte Wälder …

… Wälder mit eingesponnenen Ästen …

… und noch mehr Wälder.

Was es auf dieser Route genausoviel wie Wälder gibt, sind Baustellen. Alle paar Meilen werden wir gestoppt, nur um kurz später wieder zu warten. Auch hier werden wir von Pilot Fahrzeugen durch die Baustellen geführt.

Wo viele Baustellen sind, gibt es auch unzählige überbreite Transporte, Babsys Lieblinge. Baumaschinen, landwirtschaftliches Gerät wird genauso transportiert wie …

Häuser. Davon hatten wir auch schon einige und auch an viel schlechteren Stellen als hier. Manchmal gibt es ein Vorausfahrzeug zur Warnung.

Die größte Gefahr auf den Straßen, wohl weltweit, sind die ‘Hoizzahra’. Für die gibt es eigene Warnschilder, die auf LOG TRUCKS hinweisen. Für die Fahrer gibt es nur ein Gas und das ist Vollgas. Sie kennen ihre Routen wie ihre Hosentasche und fahren dementsprechend. Enge Kurven um Kurven und bergab charakterisieren unseren heutigen Weg. Perfekt für solche Trucks. 65 Meilen die Stunde (eh schon über dem Limit) und schon überholt uns ein Log Truck.

Es ist schon am Nachmittag, als wir die gut 2.000 Höhenmeter abgereist haben und das Meer zum ersten Mal sehen. Neblig, diesig und grau präsentiert sich die Küste Oregons.

Wir erreichen unseren ersten Stop, die Oregon Dunes, Dünen auf denen man mit Motorrädern, Quads und ähnlichen Fahrzeugen durch den Sand pflügen darf. Aber auch mit den Snowboard. Hier ist Action angesagt.

Wir suchen uns ein ruhigeres Eck, um bis an den Strand zu kommen. Der Wind bläst uns heftig vom Meer entgegen.

Wir erreichen unsere Unterkunft in Depoe Bay, den Arch Rock Inn, direkt auf einer Klippe über dem Pazifik. Beim Check-in wünscht uns der General Manager einen ‘Nice Storm.’ Scheinbar wird es heute noch stürmischer als bisher.

Der Sturm peitscht das Meer auf und bläst den Schaum, der sich auf den Wellen bildet über die Klippen bis auf die Hausdächer und Straße. Wie bei einer riesigen Schaumparty.

Unser Zimmer hat einen direkten Ausgang in den Garten mit Meerblick, heute leider grau in grau. Wir hoffen auf morgen, denn wir bleiben zwei Tage hier.

Ein Blick in unsere Taschen zeigt, dass es wohl wieder Zeit zum Wäsche waschen ist, also machen wir uns auf den Weg in den nächsten größeren Ort, Lincoln, um in einer Münzwäscherei etwas Zeit mit Sozialstudien zu verbringen. Aus den Lautsprechern quackt Musik der 80er Jahre und plötzlich hören wir Falco ‘Der Kommissar’ in der US-Version. 🙂

Als wir im Dunkeln zu unserer Unterkunft zurückfahren trifft uns der Regen und Sturm mit voller Wucht. Oh, was sind wir froh, die Straße auf den Klippen hinter uns zu haben. Das ist ja wie bei Rosemund Pilcher.