Zum Abschluß unserer Reise geht es in den Norden der Südinsel, zu den Marlborough Sounds.
Es gibt einen Unterschied zwischen Sounds und Fjords, wie wir gelernt haben. Sounds sind Täler, die von Flüssen geschaffen und nach der letzten Eiszeit vom steigenden Meeresspiegel überflutet wurden. Fjorde hingegen wurden von Gletschern geschaffen und dann ebenfalls von den ansteigenden Wassermassen überspült.
Der Weg in den Norden ist lange und führt über kleine, kurvige Straßen. Unsere nächste Unterkunft liegt im Pelorus Sound, einem Teil der Marlborough Sounds, weit draußen, fernab von Straßen und Wegen, nur per Boot oder Wasserflugzeug erreichbar. Wir haben das Postboot ausgewählt, um uns zu unserem Domizil zu bringen. Das Mailboat ist ein wirkliches Postboot und bringt den wenigen Bewohnern der Gegend die Post (und holt selbige auch ab). Zusätzlich werden auch Lebensmittel und Waren aller Art, bis hin zu Tieren transportiert, sowie Personen zu den verstreuten Häusern gebracht.
Das Postboot startet seine Fahrt früh morgens in Havelock,
Als das Boot ablegt regnet es heftig und die Fahrt hinaus in die Sounds ist etwas getrübt. Trotzdem lernen wir ein paar der Einheimischen kennen, die mit ihren supplies auf dem Boot sind oder solche geliefert bekommen. John auf dem Bild oben wurde vom Blitz getroffen, verlor all sein Hab und gut im großen Erdbeben 2011 und lebt nun im Pelorus Sound. Und er hat den gleichen Barbier wie sein Hund Billy. 😉 Er bekommt einige Kartons mit Lebensmittel und Billy, wie jede Woche wenn das Boot kommt, ein Leckerli von Wendy, der guten Seele des Bootes.
Aber das Meer hat hier nicht nur Säuger zu bieten. Unter der wharf (Pier) haben wir unter anderem Stachelrochen gesehen, die immer wieder durchs Wasser gleiten. Auch sie gehören zur bevorzugten Beute der Orcas, die diese oft bis auf die schottrige Küste hinauf verfolgen und dabei beinahe stranden. Eine eigene Jagdtechnik, die sie entwickelt haben.
Wir leben hier mitten in der Natur, umgeben von Wekas, Tuis und Vögeln aller Art. Vor ein paar Wochen wurde in einer stürmischen Nacht ein Entenkücken an den Strand gespült und von Walter, dem Eigentümer von Te Rawa, vorübergehend aufgenommen. Leider haben die Eltern das Junge nicht mehr abgeholt und so wurde Walter von dem kleinen Vogel als Elternteil angenommen. Bei unserer Ankunft startet Donald seinen ersten erfolgreichen Flugversuch. Durch die Aufzucht ist er zutraulich, aber hat sich eine gewisse Wildtierscheue behalten. Er braucht etwas Zeit und Vertrauen, um sich zu nähern.
Wie schon bei unserem letzten Trip begeben wir uns mit Kajaks auf das Meer, um die Natur zu erkunden. Fast täglich steigen wir in die Boote, um Buchten oder Muschelfarmen zu besuchen. Am besten eignet sich der frühe Morgen, denn bereits vor Mittag beginnt der Wind kräftiger zu blasen und es wird zunehmend schwerer sein Ziel zu erreichen. Auch die Tiden sind zu beachten, wenn man Kräfte sparen will.
Die Grünlippmuscheln werden hier sehr erfolgreich gezogen. Sie benötigen kühles, sehr nährstoffreiches Wasser, das sie hier finden. Zwischen unzähligen Bojen, die jeweils 750 kg tragen können, werden zwei Taue gespannt, die das sogenannte Spine (Rückgrat) bilden.
Von den beiden Tragseilen werden etwa 10 Meter lange Seilschlingen nach unten geführt, an denen sich die Muscheln ansiedeln. Mehr muß man nicht tun. Leider hat man dann Muscheln unterschiedlichen Alters und Größe, was für die Ernte nicht sehr hilfreich ist. Daher werden die Seile mit jungen Muscheln gleicher Größe geimpft (500 pro Meter), die dann dort wachsen. Nach rund 6 Monaten werden sie von den Seilen entfernt, da ihnen der Platz ausgeht. Mit einer Dicht von 70 – 100 pro Meter werden sie dann wieder auf die Seile aufgesetzt und gedeihen für weitere 12 Monate. Die Seile werden von speziellen Schiffen mit Kränen gehoben und die Muscheln entfernt. Eine solche Seilschleife wiegt mehrere Hundert Kilo.
Da das Meer niemandem gehört, kann man die Muscheln als Muschelbauer auch nicht ausschließlich für sich beanspruchen. Jedem ist es erlaubt, zu einer solchen Anlage zu fahren und Muscheln für sich selbst für eine Mahlzeit zu ernten. Da die Seile extrem schwer sind, kommt man ohne zu tauchen nicht wirklich an die Meerestiere heran, hochheben ist nicht möglich.
Fischen ist hier in den Sounds ein großes Thema und jedes Kind lernt mit spätestens 3 Jahren, wie man mit einer Angel umgeht. Jedes Boot hat Halterungen für mehrere Angeln und diese sind immer besetzt, um allzeit bereit zu sein. Wir treffen am Pier einen Vater mit seinen 2 erwachsenen Söhnen, die uns gleich fragen, wie unser Fang bisher war. Ungläubig staunen sie, als wir ihnen erklären, noch nie gefischt zu haben. Da so etwas, vor allem in den Sounds, gar nicht geht, werden wir gleich eingeladen, daß sie uns bei einem kleinen Trip das Angeln beibringen. Start jetzt.
Mit ihrem Boot geht es raus aufs Meer und wir bekommen die Angel, samt Fangtechnik für Blue Cod erklärt. Haken ins Wasser und warten. Es dauert nicht lange und wir haben die ersten Fische aus dem Wasser gezogen. Die Mindestgröße für den Blue Cod liegt bei 33 cm. Ist er kleiner, heißt es ihm einen Kuß zu geben und wieder ins Wasser zu werfen. Babsy holt einen Fisch mit 31 cm aus dem Meer, beinahe. Arno schafft 3 Cods, doch leider ebenfalls zu klein. Der letzte wird am Ende des Drills kurz unter der Wasseroberfläche von einem Barracuda angegriffen.
Leider kein Fang, der für uns als Abendessen dienen kann.
Am nächsten Tag fährt Walter mit seinen beiden Enkelkindern früh zum Fischen hinaus und bringt Beute mit, 3 schöne Gurnards (Knurrhähne) mit. Am Abend beommen wir selbige mit Petersilkartoffel. Ein wirklich feiner Fisch.
Nach einer Woche Ruhe und Entspanung geht es mit dem Bootstaxi zurück nach Havelock. Am Weg dorthin holen wir noch einen weiteren Passagier direkt von einem Segeboot im Kenepuru Sound ab.